Zur Gestalt Ferdinands in Friedrich Schillers Kabale und Liebe

Fiction & Literature, Literary Theory & Criticism, European, German
Cover of the book Zur Gestalt Ferdinands in Friedrich Schillers Kabale und Liebe by Anonym, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Anonym ISBN: 9783638124171
Publisher: GRIN Verlag Publication: May 1, 2002
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Anonym
ISBN: 9783638124171
Publisher: GRIN Verlag
Publication: May 1, 2002
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Deutsch - Literatur, Werke, Note: 2,0, Université Paris-Sorbonne (Paris IV) (Etudes Germaniques), Veranstaltung: Entwicklung des buergerlichen Trauerspiels in Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenige Werke Schillers sind in der Wissenschaft so kontrovers behandelt worden wie 'Kabale und Liebe'. In seiner ungewöhnlichen Mischung aus Ständedrama, Sozialkritik und Liebesgeschichte bietet es Angriffsfläche für viele Deutungsversuche. Vor allem die Frage, inwiefern es revolutionär ist, einen Fortschritt zu Lessings 'Emilia Galotti' in seiner Adelskritik darstellt und zu gesellschaftlichen Änderungen aufruft, hat viele Interpreten beschäftigt. Ich möchte mich in meiner Arbeit der Figur Ferdinand von Walters widmen, einer widersprüchlichen und interessanten Figur, die in der Sekundärliteratur nicht immer genügend gewürdigt wird. Es scheint mir wichtig, die Komponenten seines Charakters im Einzelnen zu untersuchen, um dadurch sein Handeln als Liebender und enttäuschter Liebhaber besser zu verstehen. In Emil Staigers Buch über Schiller heißt es zur Rolle Ferdinands: Er [Schiller] legt es darauf an, ein Maximum von Mitleid zu erregen. Daraus erklärt sich Luisens Charakter mit all seinen Widersprüchen [...] Ebenso erklärt sich einzig daraus das Verhalten der anderen, Ferdinands herrische Leidenschaft und unverzeihliche Leichtgläubigkeit. In diesem Ansatz wird die genauere Untersuchung der Natur Ferdinands dramentheoretischen Erwägungen geopfert. Dies ist durchaus zulässig und in Bezug auf die Fragestellung ergiebig, doch ich denke, dass man in dieser Figur einiges mehr entdecken kann. Vergleicht man Ferdinand mit dem Grafen Appiani aus Lessings 'Emilia Galotti', so fällt zuerst die Ambiguität und Zerrissenheit des ersteren auf, was darauf schließen lässt, dass Schiller ihm große Bedeutung beigemessen hat. Dieser Liebende ist nicht weniger zweideutig gestaltet als die Lady Milford, und ich denke, dass sich mit ihm zentrale Kritikpunkte Schillers verbinden. Ferdinand ist Liebender, doch zugleich dem Adel zugehörig, er ist ein idealistischer Schwärmer und gleichzeitig Sohn, gottesfürchtig und zweifelnd zugleich. Tritt er in seinen Äußerungen als Verfechter einer jugendlich reinen Tugend auf, wird er sich im Laufe des Stückes doch zum zynischen Racheengel wandeln. Um diese Spannungen zu verdeutlichen und das Verhalten Ferdinands, das meiner Ansicht nach nicht alleine durch die Erforderungen des bürgerlichen Trauerspiels bestimmt ist, zu erklären, werde ich in den folgenden Abschnitten seine verschiedenen Identitäten als jugendlicher Idealist, als Liebhaber, Sohn und Rächer untersuchen.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Deutsch - Literatur, Werke, Note: 2,0, Université Paris-Sorbonne (Paris IV) (Etudes Germaniques), Veranstaltung: Entwicklung des buergerlichen Trauerspiels in Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenige Werke Schillers sind in der Wissenschaft so kontrovers behandelt worden wie 'Kabale und Liebe'. In seiner ungewöhnlichen Mischung aus Ständedrama, Sozialkritik und Liebesgeschichte bietet es Angriffsfläche für viele Deutungsversuche. Vor allem die Frage, inwiefern es revolutionär ist, einen Fortschritt zu Lessings 'Emilia Galotti' in seiner Adelskritik darstellt und zu gesellschaftlichen Änderungen aufruft, hat viele Interpreten beschäftigt. Ich möchte mich in meiner Arbeit der Figur Ferdinand von Walters widmen, einer widersprüchlichen und interessanten Figur, die in der Sekundärliteratur nicht immer genügend gewürdigt wird. Es scheint mir wichtig, die Komponenten seines Charakters im Einzelnen zu untersuchen, um dadurch sein Handeln als Liebender und enttäuschter Liebhaber besser zu verstehen. In Emil Staigers Buch über Schiller heißt es zur Rolle Ferdinands: Er [Schiller] legt es darauf an, ein Maximum von Mitleid zu erregen. Daraus erklärt sich Luisens Charakter mit all seinen Widersprüchen [...] Ebenso erklärt sich einzig daraus das Verhalten der anderen, Ferdinands herrische Leidenschaft und unverzeihliche Leichtgläubigkeit. In diesem Ansatz wird die genauere Untersuchung der Natur Ferdinands dramentheoretischen Erwägungen geopfert. Dies ist durchaus zulässig und in Bezug auf die Fragestellung ergiebig, doch ich denke, dass man in dieser Figur einiges mehr entdecken kann. Vergleicht man Ferdinand mit dem Grafen Appiani aus Lessings 'Emilia Galotti', so fällt zuerst die Ambiguität und Zerrissenheit des ersteren auf, was darauf schließen lässt, dass Schiller ihm große Bedeutung beigemessen hat. Dieser Liebende ist nicht weniger zweideutig gestaltet als die Lady Milford, und ich denke, dass sich mit ihm zentrale Kritikpunkte Schillers verbinden. Ferdinand ist Liebender, doch zugleich dem Adel zugehörig, er ist ein idealistischer Schwärmer und gleichzeitig Sohn, gottesfürchtig und zweifelnd zugleich. Tritt er in seinen Äußerungen als Verfechter einer jugendlich reinen Tugend auf, wird er sich im Laufe des Stückes doch zum zynischen Racheengel wandeln. Um diese Spannungen zu verdeutlichen und das Verhalten Ferdinands, das meiner Ansicht nach nicht alleine durch die Erforderungen des bürgerlichen Trauerspiels bestimmt ist, zu erklären, werde ich in den folgenden Abschnitten seine verschiedenen Identitäten als jugendlicher Idealist, als Liebhaber, Sohn und Rächer untersuchen.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Rechtsschutz der Anleger gegen Entscheidungen der BaFin im Übernahmerecht by Anonym
Cover of the book Interkulturelle Beratung: Interkulturelle Kompetenzen und Gesprächsführung in der Beratung by Anonym
Cover of the book Anlegen einer Personalakte nach der 4-Stufen-Methode (Unterweisung Personaldienstleistungskaufmann/-kauffrau) by Anonym
Cover of the book Motivation und Kommunikation by Anonym
Cover of the book Die jüdische Tradition in der Kunst Marc Chagalls 1887-1922 by Anonym
Cover of the book Haftungsrecht in der Human- und Veterinärmedizin. Eine Vergleichsstudie by Anonym
Cover of the book Maßgeblichkeit und umgekehrte Maßgeblichkeit von Handels- und Steuerbilanzen - Darstellung der Grundsätze mit Beispielen by Anonym
Cover of the book Chancen und Risiken der Freigabe des Organhandels by Anonym
Cover of the book Aufstieg und Fall des Fürsten Lobkowitz - Die Biographie eines Günstlingsministers by Anonym
Cover of the book Ralph Waldo Emerson's concept of poetry and the poet by Anonym
Cover of the book Die frühen Papst- und Prälatenporträts Gianlorenzo Berninis by Anonym
Cover of the book Das Wirtschaftswunder in Irland. Eine Analyse seiner Einflussfaktoren by Anonym
Cover of the book Brasiliens gestiegenes Engagement im Hinblick auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat by Anonym
Cover of the book Innovationen planen, steuern und bewerten by Anonym
Cover of the book Über die weibliche Ehre, sexuelle Doppelmoral und ihren Bezug zur Prostitution by Anonym
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy