Wer sind die Tibeter?

Nonfiction, Reference & Language, Foreign Languages
Cover of the book Wer sind die Tibeter? by Andreas Gruschke, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Andreas Gruschke ISBN: 9783638543460
Publisher: GRIN Verlag Publication: September 11, 2006
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Andreas Gruschke
ISBN: 9783638543460
Publisher: GRIN Verlag
Publication: September 11, 2006
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Essay aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Allgemeines u. Übergreifendes, , 37 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Es ist staunenswert, wie in den letzten zwei Jahrzehnten das Wissen über die tibetische Kultur, insbesondere den tibetischen Buddhismus bei uns im Westen zugenommen hat. Insofern mag es etwas befremden, an dieser Stelle eine Frage zu stellen, deren Beantwortung jedem Tibet-Interessierten als etwas Selbstverständliches erscheint: Wer sind die Tibeter? Die Berechtigung dieser Frage wird allerdings schnell deutlich, wenn wir ein Gegenüber auffordern, uns einmal die Kriterien zu nennen, über welche er die Tibeter definiert. Sehr schnell landen wir dabei bei den gängigen Klischees, die sich um so mehr perpetuieren, je mehr die Klischee-behafteten Sprecher selbst unter sich bleiben und die öffentlichen Äußerungen, Veröffentlichungen und Darstellungen über die Tibeter bestimmen. Daran ändert sich auch wenig, wenn wir bedenken, dass auch Tibeter selbst, insbesondere jene im Exil, sich dieses im Westen geschaffene Bild teilweise angeeignet haben. Dass sie daraus neue Inhalte schaffen und diese weiterentwickeln, mag hinwiederum als schöpferischer Akt anerkannt werden, der letztlich zur Herausbildung einer spezifischen Identität der Tibeter im Exil führen mag. Häufig wird vergessen, wie komplex eine Kultur ist, so vielschichtig, dass sie zu überblicken selbst einem Angehörigen der betreffenden Kultur gelegentlich nicht mehr gelingt. Um wieviel mehr trifft dies auf Außenstehende zu. Nehmen wir einmal am Buddhismus Interessierte: Schon ihrem Anliegen nach beschränken sie sich auf einen, wenn auch wesentlichen Aspekt der tibetischen Kultur - die buddhistische Religion. Nun hat diese Religion sehr unterschiedliche Aspekte, die von der Lehrdarlegung des historischen Buddha über die komplizierten philosophischen und spirituellen Inhalte des esoterischen Buddhismus bis hin zur volksreligiösen Gedankenwelt reicht, deren magisch-mystische Inhalte stark von frühtibetischen und damit nichtbuddhistischen Vorstellungen geprägt sind. Das Interesse des westlichen Sinnsuchers, der zumeist von den hochgeistigen, spirituellen Inhalten des tibetischen Buddhismus fasziniert ist, an diesen vorbuddhistischen Vorstellungen ist eher beschränkt; ebenso begrenzt ist seine Aufmerksamkeit gegenüber der historischen, gesellschaftlichen und politischen Dimension dieser Zivilisation. Ein allgemeineres Verständnis dessen, was die tibetische Kultur bedeutet und wer die Tibeter sind, ergibt sich aus diesem religiös motivierten Interesse daher kaum. [...]

From 2004 to 2012 Andreas Gruschke was a postdoc researcher at the Collaborative Research Centre SFB 586 'Difference and Integration', affiliated to the University of Leipzig and to the Helmholtz-Centre for Environmental Research - UFZ. He earned a doctorate in Development Geography at the University of Leipzig (2009). He worked as a scientific employee at the Oriental Institute of Leipzig University with expertise in social geography, development geography, anthropology and Sinotibetan studies. His research fields include: social and cultural geography of China and Tibet, socio-economic transformations and livelihood security of nomadic societies under conditions of social, political and ecological change, vulnerability and livelihood security of rural areas in Western China, sustainable development and assessment of political interventions in rangeland areas. At present, Andreas Gruschke is an affiliated guest professor at Sichuan University, working at the Institute of Social Development & Western China Development Studies in Chengdu, China.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Essay aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Allgemeines u. Übergreifendes, , 37 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Es ist staunenswert, wie in den letzten zwei Jahrzehnten das Wissen über die tibetische Kultur, insbesondere den tibetischen Buddhismus bei uns im Westen zugenommen hat. Insofern mag es etwas befremden, an dieser Stelle eine Frage zu stellen, deren Beantwortung jedem Tibet-Interessierten als etwas Selbstverständliches erscheint: Wer sind die Tibeter? Die Berechtigung dieser Frage wird allerdings schnell deutlich, wenn wir ein Gegenüber auffordern, uns einmal die Kriterien zu nennen, über welche er die Tibeter definiert. Sehr schnell landen wir dabei bei den gängigen Klischees, die sich um so mehr perpetuieren, je mehr die Klischee-behafteten Sprecher selbst unter sich bleiben und die öffentlichen Äußerungen, Veröffentlichungen und Darstellungen über die Tibeter bestimmen. Daran ändert sich auch wenig, wenn wir bedenken, dass auch Tibeter selbst, insbesondere jene im Exil, sich dieses im Westen geschaffene Bild teilweise angeeignet haben. Dass sie daraus neue Inhalte schaffen und diese weiterentwickeln, mag hinwiederum als schöpferischer Akt anerkannt werden, der letztlich zur Herausbildung einer spezifischen Identität der Tibeter im Exil führen mag. Häufig wird vergessen, wie komplex eine Kultur ist, so vielschichtig, dass sie zu überblicken selbst einem Angehörigen der betreffenden Kultur gelegentlich nicht mehr gelingt. Um wieviel mehr trifft dies auf Außenstehende zu. Nehmen wir einmal am Buddhismus Interessierte: Schon ihrem Anliegen nach beschränken sie sich auf einen, wenn auch wesentlichen Aspekt der tibetischen Kultur - die buddhistische Religion. Nun hat diese Religion sehr unterschiedliche Aspekte, die von der Lehrdarlegung des historischen Buddha über die komplizierten philosophischen und spirituellen Inhalte des esoterischen Buddhismus bis hin zur volksreligiösen Gedankenwelt reicht, deren magisch-mystische Inhalte stark von frühtibetischen und damit nichtbuddhistischen Vorstellungen geprägt sind. Das Interesse des westlichen Sinnsuchers, der zumeist von den hochgeistigen, spirituellen Inhalten des tibetischen Buddhismus fasziniert ist, an diesen vorbuddhistischen Vorstellungen ist eher beschränkt; ebenso begrenzt ist seine Aufmerksamkeit gegenüber der historischen, gesellschaftlichen und politischen Dimension dieser Zivilisation. Ein allgemeineres Verständnis dessen, was die tibetische Kultur bedeutet und wer die Tibeter sind, ergibt sich aus diesem religiös motivierten Interesse daher kaum. [...]

From 2004 to 2012 Andreas Gruschke was a postdoc researcher at the Collaborative Research Centre SFB 586 'Difference and Integration', affiliated to the University of Leipzig and to the Helmholtz-Centre for Environmental Research - UFZ. He earned a doctorate in Development Geography at the University of Leipzig (2009). He worked as a scientific employee at the Oriental Institute of Leipzig University with expertise in social geography, development geography, anthropology and Sinotibetan studies. His research fields include: social and cultural geography of China and Tibet, socio-economic transformations and livelihood security of nomadic societies under conditions of social, political and ecological change, vulnerability and livelihood security of rural areas in Western China, sustainable development and assessment of political interventions in rangeland areas. At present, Andreas Gruschke is an affiliated guest professor at Sichuan University, working at the Institute of Social Development & Western China Development Studies in Chengdu, China.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Konsistenz- und dissonanztheoretische Ansätze der Einstellung und ihre Bedeutung für die Modifikation von Einstellungen im betrieblichen Kontext by Andreas Gruschke
Cover of the book Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf. Geschichte und Gegenwart by Andreas Gruschke
Cover of the book Erregungsübertragung an Synapsen by Andreas Gruschke
Cover of the book Liberalisierung der Öffnungszeiten - Arbeitszeitgestaltung durch Bestimmungen im Kollektivvertrag und in der Betriebsvereinbarung by Andreas Gruschke
Cover of the book Ehrenmorde. Töten im Namen der Religion? by Andreas Gruschke
Cover of the book Hexen der Frühen Neuzeit im Film by Andreas Gruschke
Cover of the book The Impact of Inter-Firm Relations on Creativity and Innovation by Andreas Gruschke
Cover of the book Wirtschaftskriminalität - Phänomenologie und aktuelle Bekämpfungskonzepte by Andreas Gruschke
Cover of the book WLAN im öffentlichen Raum. Sicherheit durch VPN? by Andreas Gruschke
Cover of the book Der Weg zu einem christlich-jüdischen Dialog by Andreas Gruschke
Cover of the book Urbanites and the ideology of home: Engaging with a sociocultural issue in Nigerian Cities by Andreas Gruschke
Cover of the book Eine Zwischenbilanz zum Modellversuch 'Islamische Unterweisung in deutscher Sprache' aus katholischer Sicht by Andreas Gruschke
Cover of the book Generalisation und Diskrimination by Andreas Gruschke
Cover of the book Erfolgsfaktoren des Consulting für Unternehmen der Reiseindustrie. Generalisten versus Spezialisten by Andreas Gruschke
Cover of the book Die beste Verfassung in Aristoteles' 'Politik' by Andreas Gruschke
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy