Gruppeninteressen und allgemeines Wohl

Über den Beitrag der Interessenverbände zur Demokratie

Nonfiction, Social & Cultural Studies, Political Science, International, Foreign Legal Systems
Cover of the book Gruppeninteressen und allgemeines Wohl by Sibylle Röth, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Sibylle Röth ISBN: 9783640855797
Publisher: GRIN Verlag Publication: March 10, 2011
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Sibylle Röth
ISBN: 9783640855797
Publisher: GRIN Verlag
Publication: March 10, 2011
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Politik - Politische Systeme - Politisches System Deutschlands, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre), Veranstaltung: Hauptseminar: Politische Vermittlung gesellschaftlicher Interessen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Bewertung von partikularen Interessen ist durchaus ambivalent. Sahen die einen in ihnen die Gefahr der Zersetzung der Gesellschaft, das Ende eines geordneten Staatsganzen, so waren sie den anderen deren Grundlage. Jean-Jacques Rousseau sah in ihnen, wie schon im obrigen Zitat anklingt, eine Gefahr für das Gemeinwesen. Er erklärt Gruppeninteressen für illegitim, da sie die Bildung des Gemeinwillens stören. 'Denn der Wille ist allgemein, oder er ist es nicht; er ist der des Volkskörpers oder nur der eines Teils.'2 'Wenn aber Klüngel und kleine Zusammenschlüsse auf Kosten der Großen entstehen, so wird der Wille jeder dieser Parteien ein allgemeiner hinsichtlich ihrer Mitglieder und ein gesonderter hinsichtlich des Staates; dann kann man sagen, daß es nicht mehr so viele Stimmen gibt wie Menschen, sondern nur so viele wie Parteien. Die Differenzen werden weniger zahlreich, und ergeben ein weniger allgemeines Resultat. Wenn schließlich eine dieser Parteien so groß ist, daß sie alle anderen übertrifft, so ist das Resultat nicht mehr eine Summe von kleinen Differenzen, sondern eine einzige Differenz; dann gibt es keinen Gemeinwillen mehr, und die obsiegende Meinung ist nur noch eine Privatmeinung.'3 Für Rousseau war es unabdingbar, dass sich die Bürger in einer Abstimmung in ihrer Rolle als Teil des Gemeinwesens betrachteten, nicht als Einzelwesen mit persönlichen Interessen. Später brachte ihm das die Interpretation als protototalitär ein. Auch James Madison sah in organisierten Gruppeninteressen zunächst eine große Gefahr für die Demokratie. 'Das öffentliche Wohl werde in den Konflikten rivalisierender Parteien missachtet; politische Entscheidungen würden allzu häufig nicht im Einklang mit den Forderungen der Gerechtigkeit und unter Berücksichtigung der Rechte der Minderheiten getroffen, sondern aufgrund der größeren Macht einer eigensüchtigen Mehrheit.' Da Madison aber keine Möglichkeit sieht, die Bildung solcher Fraktionen zu verhindern, strebt er nach der Zähmung der Auswirkungen. Dies soll durch das Repräsentativsystem und die Größe des Staates garantiert werden. [...] == 1 Rousseau, Jean-Jacques: Abhandlung über die Politische Ökonomie, in: ders.: Sozialphilosophische und Politische Schriften, Düsseldorf 2001, S. 223-265, hier S. 231f. 2 Ders.: Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Staatsrechts, in: ebd., S. 269-391, hier S. 289. 3 Ebd., S. 291.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Politik - Politische Systeme - Politisches System Deutschlands, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre), Veranstaltung: Hauptseminar: Politische Vermittlung gesellschaftlicher Interessen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Bewertung von partikularen Interessen ist durchaus ambivalent. Sahen die einen in ihnen die Gefahr der Zersetzung der Gesellschaft, das Ende eines geordneten Staatsganzen, so waren sie den anderen deren Grundlage. Jean-Jacques Rousseau sah in ihnen, wie schon im obrigen Zitat anklingt, eine Gefahr für das Gemeinwesen. Er erklärt Gruppeninteressen für illegitim, da sie die Bildung des Gemeinwillens stören. 'Denn der Wille ist allgemein, oder er ist es nicht; er ist der des Volkskörpers oder nur der eines Teils.'2 'Wenn aber Klüngel und kleine Zusammenschlüsse auf Kosten der Großen entstehen, so wird der Wille jeder dieser Parteien ein allgemeiner hinsichtlich ihrer Mitglieder und ein gesonderter hinsichtlich des Staates; dann kann man sagen, daß es nicht mehr so viele Stimmen gibt wie Menschen, sondern nur so viele wie Parteien. Die Differenzen werden weniger zahlreich, und ergeben ein weniger allgemeines Resultat. Wenn schließlich eine dieser Parteien so groß ist, daß sie alle anderen übertrifft, so ist das Resultat nicht mehr eine Summe von kleinen Differenzen, sondern eine einzige Differenz; dann gibt es keinen Gemeinwillen mehr, und die obsiegende Meinung ist nur noch eine Privatmeinung.'3 Für Rousseau war es unabdingbar, dass sich die Bürger in einer Abstimmung in ihrer Rolle als Teil des Gemeinwesens betrachteten, nicht als Einzelwesen mit persönlichen Interessen. Später brachte ihm das die Interpretation als protototalitär ein. Auch James Madison sah in organisierten Gruppeninteressen zunächst eine große Gefahr für die Demokratie. 'Das öffentliche Wohl werde in den Konflikten rivalisierender Parteien missachtet; politische Entscheidungen würden allzu häufig nicht im Einklang mit den Forderungen der Gerechtigkeit und unter Berücksichtigung der Rechte der Minderheiten getroffen, sondern aufgrund der größeren Macht einer eigensüchtigen Mehrheit.' Da Madison aber keine Möglichkeit sieht, die Bildung solcher Fraktionen zu verhindern, strebt er nach der Zähmung der Auswirkungen. Dies soll durch das Repräsentativsystem und die Größe des Staates garantiert werden. [...] == 1 Rousseau, Jean-Jacques: Abhandlung über die Politische Ökonomie, in: ders.: Sozialphilosophische und Politische Schriften, Düsseldorf 2001, S. 223-265, hier S. 231f. 2 Ders.: Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Staatsrechts, in: ebd., S. 269-391, hier S. 289. 3 Ebd., S. 291.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book War Catull's Lesbia die von der Forschung favorisierte Clodia? by Sibylle Röth
Cover of the book Corporate-Governance-Politik. Die Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien und die Schweiz im Vergleich by Sibylle Röth
Cover of the book Wandel der Arbeitswelt: Von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Schlüsselqualifikationen in der dualen Berufsausbildung by Sibylle Röth
Cover of the book Kinderarmut in Deutschland by Sibylle Röth
Cover of the book Auswirkungen der internationalen Migration auf die Arbeitsmärkte von Ziel- und Herkunftsländern by Sibylle Röth
Cover of the book Activity-based Costing by Sibylle Röth
Cover of the book Andreas Flitners 'Ewige Themen der Reform' und deren Umsetzung an der Reformschule 'Summerhill' by Sibylle Röth
Cover of the book Über den Suchgiganten Google oder die Antwort auf die Frage: Wird Google auch zukünftig den Suchmaschinenmarkt beherrschen? by Sibylle Röth
Cover of the book Sozialisation und Kinderkultur im Werk Jean Piagets - Welchen Einfluss hat die Kinderkultur auf die kindliche Sozialisation? by Sibylle Röth
Cover of the book The Performances of Sustainable Environmental Development Projects (Mangrove Plantation) in Puerto Princesa City, Palawan-Philippines by Sibylle Röth
Cover of the book Thoughts and perceptions of a german international law and politics student on the problems and entanglements of piracy and maritime security for Germany and Southeast Asia by Sibylle Röth
Cover of the book Robotik - Einblick in die künstliche Intelligenz by Sibylle Röth
Cover of the book Präsentation der Damenunterwäschewand unter Berücksichtigung des vorgegebenen Farbverlaufs der Firma (Unterweisung Einzelhandelskaufmann / -kauffrau) by Sibylle Röth
Cover of the book Logopädie - Stimmfokussierte Stottertherapie by Sibylle Röth
Cover of the book Behinderte Kinder im Unterricht: Lehren und Lernen mit behinderten Kindern by Sibylle Röth
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy