Emile Zola: Der Experimentalroman

Fiction & Literature, Literary Theory & Criticism, French, European
Cover of the book Emile Zola: Der Experimentalroman by Anonym, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Anonym ISBN: 9783638543828
Publisher: GRIN Verlag Publication: September 12, 2006
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Anonym
ISBN: 9783638543828
Publisher: GRIN Verlag
Publication: September 12, 2006
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 1,5, Technische Universität Berlin, Veranstaltung: Romanistik - Die Wirklichkeit der Literatur, 5 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weckt der explosionsartige Wissenszuwachs in den Naturwissenschaften bei Schriftstellern die Befürchtung, sich mit der Literatur der falschen Sache verschrieben zu haben. Das Echo dieser Angst reicht bis weit ins 20. Jahrhundert. Es macht sich insbesondere auch in den Geisteswissenschaften bemerkbar, wie im Werk Levi-Strauss', der, an die Fortschritte in der Phonologie anknüpfend, die Geisteswissenschaften den Naturwissenschaften weiter annähert. Ein frühes Kind dieser Angst ist der programmatische Naturalismus. Er will die exakte Wiedergabe des realen Gegenstands, unterscheidet sich vom Realismus aber erstens durch seine Stützung auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse der Zeit. Das dient der Literatur einerseits zur eigenen Legitimation, andererseits als heuristisches Prinzip, i. e. als Mittel zur wissenschaftlichen Analyse des Menschen und seines sozialen Körpers. Die Handlungsmodelle der Naturalisten sind demnach biologistisch-deterministisch: Die Herkunft, 'die Gene', die Natur determinieren das Individuum in seinem Verhalten. Zweitens geht der Naturalismus auf hässliche Wirklichkeit aus, während der Realismus die Wirklichkeit auf gesellschaftlich mittlerem Niveau darstellt. Drittens ist der Naturalismus im Gegensatz zum Realismus von sozialem Engagement getragen. Man denke an die Werke Hauptmanns im Gegensatz zu denen Fontanes. Trotz allem Beharren darauf, der Naturalismus sei als Darstellungsart, also formal zu verstehen, drängt sich insbesondere bei naturalistischen Dramen der Eindruck der Reproduktion von Welt auf. Indem diese Dramatik einen Ausschnitt des Lebens auf die Bühne bringen will, fördert sie die Illusion der Unmittelbarkeit; sie präsentiert im 'Sekundenstil' Handlungen in Echtzeit; und sie öffnet sich in der 'phonographischen Methode' allen Sprachformen. In konsequenter Weise bringt Arno Holz, Dichter und Theoretiker, den Naturalismus auf die Formel. 'Kunst = Natur - x' bedeutet: Kunst will exakte Wiedergabe, bleibt aber notgedrungen an die mentalen und medialen Bedingungen der Darstellung gebunden. Emile Zola greift inDer Experimentalromn(1880) euphorisch die Gedanken des Mediziners Claude Bernard auf, der der Medizin erstmals den Vorschlag macht, ihre Erkenntnisse auf experimentellem Wege zu gewinnen. Damit schreibt Zola dem Naturalismus sein erstes, bereits bei Flaubert angelegtes literarästhetisches Programm.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 1,5, Technische Universität Berlin, Veranstaltung: Romanistik - Die Wirklichkeit der Literatur, 5 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weckt der explosionsartige Wissenszuwachs in den Naturwissenschaften bei Schriftstellern die Befürchtung, sich mit der Literatur der falschen Sache verschrieben zu haben. Das Echo dieser Angst reicht bis weit ins 20. Jahrhundert. Es macht sich insbesondere auch in den Geisteswissenschaften bemerkbar, wie im Werk Levi-Strauss', der, an die Fortschritte in der Phonologie anknüpfend, die Geisteswissenschaften den Naturwissenschaften weiter annähert. Ein frühes Kind dieser Angst ist der programmatische Naturalismus. Er will die exakte Wiedergabe des realen Gegenstands, unterscheidet sich vom Realismus aber erstens durch seine Stützung auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse der Zeit. Das dient der Literatur einerseits zur eigenen Legitimation, andererseits als heuristisches Prinzip, i. e. als Mittel zur wissenschaftlichen Analyse des Menschen und seines sozialen Körpers. Die Handlungsmodelle der Naturalisten sind demnach biologistisch-deterministisch: Die Herkunft, 'die Gene', die Natur determinieren das Individuum in seinem Verhalten. Zweitens geht der Naturalismus auf hässliche Wirklichkeit aus, während der Realismus die Wirklichkeit auf gesellschaftlich mittlerem Niveau darstellt. Drittens ist der Naturalismus im Gegensatz zum Realismus von sozialem Engagement getragen. Man denke an die Werke Hauptmanns im Gegensatz zu denen Fontanes. Trotz allem Beharren darauf, der Naturalismus sei als Darstellungsart, also formal zu verstehen, drängt sich insbesondere bei naturalistischen Dramen der Eindruck der Reproduktion von Welt auf. Indem diese Dramatik einen Ausschnitt des Lebens auf die Bühne bringen will, fördert sie die Illusion der Unmittelbarkeit; sie präsentiert im 'Sekundenstil' Handlungen in Echtzeit; und sie öffnet sich in der 'phonographischen Methode' allen Sprachformen. In konsequenter Weise bringt Arno Holz, Dichter und Theoretiker, den Naturalismus auf die Formel. 'Kunst = Natur - x' bedeutet: Kunst will exakte Wiedergabe, bleibt aber notgedrungen an die mentalen und medialen Bedingungen der Darstellung gebunden. Emile Zola greift inDer Experimentalromn(1880) euphorisch die Gedanken des Mediziners Claude Bernard auf, der der Medizin erstmals den Vorschlag macht, ihre Erkenntnisse auf experimentellem Wege zu gewinnen. Damit schreibt Zola dem Naturalismus sein erstes, bereits bei Flaubert angelegtes literarästhetisches Programm.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Literarische Darstellung eines Erziehungskonzepts von Joachim Heinrich Campe im Roman 'Robinson der Jüngere' by Anonym
Cover of the book Personalfluktuation und Personalbindung im Top-Management-Bereich in der Phase der Post Merger Integration by Anonym
Cover of the book Gorbatschow und die deutsch-sowjetischen Beziehungen am Vorabend der Wiedervereinigung by Anonym
Cover of the book Gender Mainstreaming: Definitionen, Durchsetzungsvermögen, Implementierung by Anonym
Cover of the book Wörterbucharbeit: Einführung in das Nachschlagewerk Duden (Deutsch, 5. Klasse Mittelschule) by Anonym
Cover of the book Die Politisierung des Buddhismus auf Sri Lanka by Anonym
Cover of the book Evolution des interaktiven Fernsehens in Deutschland by Anonym
Cover of the book Die Entwicklung des deutschen Venture-Capital Marktes by Anonym
Cover of the book African American English and White Southern English - segregational factors in the development of a dialect by Anonym
Cover of the book Kinder begegnen Religionen by Anonym
Cover of the book The 'Brain Drain' problem: The case of India by Anonym
Cover of the book Bismarcks Außenpolitik by Anonym
Cover of the book Petron - Cena Trimalchionis; Interpretation der Kap. 65,3-67,13 by Anonym
Cover of the book Essay about the BBC News report 'Could glasses soon be history?' by Anonym
Cover of the book Der Hausaufgabenprozess aus Lehrer- und Schülersicht by Anonym
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy