Die Französische Revolution als Krisen-Konstruktion moderner, ideologisch konträrer Geschichtsschreibung

Nonfiction, History, European General
Cover of the book Die Französische Revolution als Krisen-Konstruktion moderner, ideologisch konträrer Geschichtsschreibung by Axel Huber, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Axel Huber ISBN: 9783638884211
Publisher: GRIN Verlag Publication: January 3, 2008
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Axel Huber
ISBN: 9783638884211
Publisher: GRIN Verlag
Publication: January 3, 2008
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Universität Konstanz, 19 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Immer am 14. Juli - dem Nationalfeiertag - bejubelt sich Frankreich selbst in landesweiten Erinnerungsritualen und manifestiert den 14. Juli 1789 als Anbeginn einer neuen Zeitrechnung, die durch den Niedergang der Adelsgesellschaft geprägt wird und als fulminanten Endpunkt die Errichtung der Republik setzt. Schon das Festlegen der Bastille-Erstürmung als Start der Französischen Revolution stellt eine beliebige Geschichtskonstruktion von Historikern, Medien und Gesellschaft dar. Viele Einzelschritte begleiteten einen langen Prozess, der hinführte zu den heftigen Entwicklungen des Jahres 1789. Schon die Zeitgenossen beschrieben das 18. Jahrhundert als das Zeitalter der Revolutionen1. Das lässt sich unter anderem an eigentlich völlig unverdächtigen Details zeigen. Niccolò Machiavellis Text 'Discorsi sopra la prima decada de Tito Livio' wurde in den Jahren 1571, 1664, 1691 und 1782 jeweils neu ins Französische übersetzt. Das Wort Revolution taucht in der ersten Übersetzung nicht auf, im 17. Jahrhundert ein und zwei Mal und 1782 plötzlich 25 Mal2. Ist es schon schwierig, einen genauen Anfang zu bestimmen, so fällt es nicht leichter, einen zeitlichen Endpunkt zu benennen. François Furet sieht eine Ablösung der Französischen Revolution als Modell-Revolution mit der kommunistischen Umwälzung 1917 in Russland: Alles wird anders im Jahre 1917. Da die sozialistische Revolution nunmehr ein Gesicht hat, hört die Französische Revolution auf, Modell für eine mögliche, wünschenswerte, erhoffte, aber noch inhaltlose Zukunft zu sein. Nun ist sie die Mutter eines wirklichen, datierbaren, verzeichneten Ereignisses, das den Namen trägt.3 Ist damit die Französische Revolution abgeschlossen? 1989 sagte François Furet, dass Frankreich die Revolution mit der Ära von François Mitterand akzeptiert habe und diese somit ein Ende gefunden habe4. Noch komplexer zeigt sich die Materie, wenn man sich auf die Suche nach den Ursachen für dieses die Ordnung in Europa verändernde Ereignis begibt. Eine einfache Lösung bietet ein Schulbuch von 1967 in einer Zusammenfassung: Wir merken uns: Die Bürger Frankreichs waren von den Ideen der Aufklärung erfüllt und verlangten ein politisches Mitspracherecht. Bauern und Bürger lehnten sich gegen die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf. Die Einberufung der Ständevertreter zur Behebung der Finanznot führte 1789 zur Revolution.5 Diese Arbeit untersucht, wie ideologisch konträre Geschichtsschreibung konträr mit der Ursachenforschung der Französischen Revolution umgeht - und beschreibt dadurch auch schon wieder Geschichts-Prozesse. Denn die sozialistischen Historiker wurden von der Entwicklung ab dem Jahr 1989, der allgemein friedlichen Revolution in den kommunistischen Staaten, überholt und dadurch - aus heutiger Sicht - in eine Randlage gedrängt. Der DDR-Historiker Walter Markov wurde selbst schon Gegenstand ausführlicher Geschichtsschreibung6. Albert Sobouls Ansatz und der seines sozialistischen Mitstreiters Walter Markov, die Krise in Frankreich aufzuzeigen, die in die Revolution führte, bildet die eine Säule dieser Arbeit. Das Gegenkonzept des Konservativen François Furet die andere. Der dritte Teil dieser Ausarbeitung behandelt die Geschichte der konträren Geschichtsschreibung in diesem speziellen Fall. Es waren bei den beteiligten Historikern nicht allein ideologische Gegensätze, sondern auch persönliche vorhanden. Von 1982 bis 1997 starben diese drei Historiker7 - und mit ihnen eine auch in Zukunft einzigartige Streitkultur.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Universität Konstanz, 19 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Immer am 14. Juli - dem Nationalfeiertag - bejubelt sich Frankreich selbst in landesweiten Erinnerungsritualen und manifestiert den 14. Juli 1789 als Anbeginn einer neuen Zeitrechnung, die durch den Niedergang der Adelsgesellschaft geprägt wird und als fulminanten Endpunkt die Errichtung der Republik setzt. Schon das Festlegen der Bastille-Erstürmung als Start der Französischen Revolution stellt eine beliebige Geschichtskonstruktion von Historikern, Medien und Gesellschaft dar. Viele Einzelschritte begleiteten einen langen Prozess, der hinführte zu den heftigen Entwicklungen des Jahres 1789. Schon die Zeitgenossen beschrieben das 18. Jahrhundert als das Zeitalter der Revolutionen1. Das lässt sich unter anderem an eigentlich völlig unverdächtigen Details zeigen. Niccolò Machiavellis Text 'Discorsi sopra la prima decada de Tito Livio' wurde in den Jahren 1571, 1664, 1691 und 1782 jeweils neu ins Französische übersetzt. Das Wort Revolution taucht in der ersten Übersetzung nicht auf, im 17. Jahrhundert ein und zwei Mal und 1782 plötzlich 25 Mal2. Ist es schon schwierig, einen genauen Anfang zu bestimmen, so fällt es nicht leichter, einen zeitlichen Endpunkt zu benennen. François Furet sieht eine Ablösung der Französischen Revolution als Modell-Revolution mit der kommunistischen Umwälzung 1917 in Russland: Alles wird anders im Jahre 1917. Da die sozialistische Revolution nunmehr ein Gesicht hat, hört die Französische Revolution auf, Modell für eine mögliche, wünschenswerte, erhoffte, aber noch inhaltlose Zukunft zu sein. Nun ist sie die Mutter eines wirklichen, datierbaren, verzeichneten Ereignisses, das den Namen trägt.3 Ist damit die Französische Revolution abgeschlossen? 1989 sagte François Furet, dass Frankreich die Revolution mit der Ära von François Mitterand akzeptiert habe und diese somit ein Ende gefunden habe4. Noch komplexer zeigt sich die Materie, wenn man sich auf die Suche nach den Ursachen für dieses die Ordnung in Europa verändernde Ereignis begibt. Eine einfache Lösung bietet ein Schulbuch von 1967 in einer Zusammenfassung: Wir merken uns: Die Bürger Frankreichs waren von den Ideen der Aufklärung erfüllt und verlangten ein politisches Mitspracherecht. Bauern und Bürger lehnten sich gegen die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf. Die Einberufung der Ständevertreter zur Behebung der Finanznot führte 1789 zur Revolution.5 Diese Arbeit untersucht, wie ideologisch konträre Geschichtsschreibung konträr mit der Ursachenforschung der Französischen Revolution umgeht - und beschreibt dadurch auch schon wieder Geschichts-Prozesse. Denn die sozialistischen Historiker wurden von der Entwicklung ab dem Jahr 1989, der allgemein friedlichen Revolution in den kommunistischen Staaten, überholt und dadurch - aus heutiger Sicht - in eine Randlage gedrängt. Der DDR-Historiker Walter Markov wurde selbst schon Gegenstand ausführlicher Geschichtsschreibung6. Albert Sobouls Ansatz und der seines sozialistischen Mitstreiters Walter Markov, die Krise in Frankreich aufzuzeigen, die in die Revolution führte, bildet die eine Säule dieser Arbeit. Das Gegenkonzept des Konservativen François Furet die andere. Der dritte Teil dieser Ausarbeitung behandelt die Geschichte der konträren Geschichtsschreibung in diesem speziellen Fall. Es waren bei den beteiligten Historikern nicht allein ideologische Gegensätze, sondern auch persönliche vorhanden. Von 1982 bis 1997 starben diese drei Historiker7 - und mit ihnen eine auch in Zukunft einzigartige Streitkultur.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book A critical evaluation of Politeness research in English and German by Axel Huber
Cover of the book Kernenergie/Kernkraftwerke by Axel Huber
Cover of the book Kindersoldaten in Konflikten unserer Zeit by Axel Huber
Cover of the book Six Sigma - Die Methode, die Qualität definiert und dadurch messbar macht by Axel Huber
Cover of the book Verdrängung by Axel Huber
Cover of the book Der normative Ansatz in der Stakeholder-Theorie by Axel Huber
Cover of the book Der Einfluss von DRG auf das ärztliche Handeln - Eine kritische Analyse im Spannungsfeld zwischen Ethik und Ökonomie by Axel Huber
Cover of the book Der Gentechnik-Streitfall vor der WTO: Chance und Herausforderung für NGOs by Axel Huber
Cover of the book Religiöse Elemente in Harry Potter by Axel Huber
Cover of the book Die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) by Axel Huber
Cover of the book Theorie, Geschichte, Aufbau und Vergleich der Gruppendiskussion und der Fokusgruppe - zweier qualitativer Forschungsverfahren by Axel Huber
Cover of the book Psychosexuelle Entwicklung nach Freud by Axel Huber
Cover of the book Heuristiken des Verhaltens und Psychologie des Überzeugens by Axel Huber
Cover of the book Hypnose. Funktion, Anwendung und Wirkung by Axel Huber
Cover of the book Die Irriducibili und das Problem des Rassismus im Land des Calcio. Gewalt und Diskriminierung im italienischen Fußball by Axel Huber
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy