Das Persönliche Budget. Ein Instrument zur Erweiterung der Selbstbestimmungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung?

Ein Instrument zur Erweiterung der Selbstbestimmungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung?

Nonfiction, Social & Cultural Studies, Social Science, Sociology
Cover of the book Das Persönliche Budget. Ein Instrument zur Erweiterung der Selbstbestimmungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung? by Joachim Schmidt, GRIN Verlag
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Author: Joachim Schmidt ISBN: 9783638556163
Publisher: GRIN Verlag Publication: October 16, 2006
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Joachim Schmidt
ISBN: 9783638556163
Publisher: GRIN Verlag
Publication: October 16, 2006
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: gut, Universität Bielefeld, 78 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Bereich der Behindertenhilfe und -politik dürfte das Persönliche Budget die in Deutschland zur Zeit am meisten diskutierte Innovation darstellen. Beim Persönlichen Budget handelt es sich um eine Geldleistung, die ein Mensch mit Behinderung vom Sozialleistungsträger statt der durch einen anerkannten Träger der Wohlfahrtspflege erbrachten Sachleistung erhält. Mit diesem Geld kann er sich direkt eine Hilfeleistung auf dem sozialen Dienstleistungsmarkt einkaufen oder auf andere Weise selbst organisieren. Das Persönliche Budget, so die in der fachlichen und sozialpolitischen Diskussion überwiegend zum Ausdruck gebrachte Auffassung, stelle zumindest von seiner Grundkonstruktion her ein geeignetes Instrument zur Erweiterung der Selbstbestimmungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung dar und sei damit Inbegriff eines behinderungspolitischen Paradigmenwechsels von 'fremdbestimmter Fürsorge' zu 'Selbstbestimmung'. Anhand der Individualisierungstheorie nach U. Beck und des Wohlfahrtspluralismusansatzes nach A. Evers/T. Olk beschreibt der Autor zunächst den grundlegenden gesellschaftlichen und institutionellen Kontext des Persönlichen Budgets. Am Beispiel des Modellprojekts in Bielefeld wird dann diskutiert, inwiefern das Persönliche Budget die Erwartung erweiterter Selbstbestimmungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung tatsächlich erfüllen kann. Zum einen kommt der Autor dabei zu dem Ergebnis, dass die Erweiterung von Entscheidungs- und Gestaltungsspielräumen durch das Persönliche Budget aufgrund dessen sozialrechtlicher Konstruktion im spezifischen Kontext des deutschen Wohlfahrtssystems deutlichen Einschränkungen unterliegt. Zum anderen arbeitet er heraus, dass eine Ausweitung des Persönliche Budgets möglicherweise auf Dauer erhebliche strukturelle Risiken für die Lebenslage behinderter Menschen produziert. Neben dem Risiko der Entstehung neuer Abhängigkeitsstrukturen durch eine sich auf den Sozialraum und die Lebenswelt behinderter Menschen ausweitende soziale Kontrolle durch den jeweiligen Kostenträger und dem Risiko einer Verstärkung von Abhängigkeitsstrukturen innerhalb von Familien- und Nachbarschaftskontexten durch eine 'Kommerzialisierung' des informellen Sektors der Wohlfahrtsproduktion, dürfte die dem Persönlichen Budget inhärente Ausweitung der Handlungslogik des Marktes mittel- bis langfristig das größte Risiko für die Lebenslage behinderter Menschen und deren Selbstbestimmungsmöglichkeiten darstellen.

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Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: gut, Universität Bielefeld, 78 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Bereich der Behindertenhilfe und -politik dürfte das Persönliche Budget die in Deutschland zur Zeit am meisten diskutierte Innovation darstellen. Beim Persönlichen Budget handelt es sich um eine Geldleistung, die ein Mensch mit Behinderung vom Sozialleistungsträger statt der durch einen anerkannten Träger der Wohlfahrtspflege erbrachten Sachleistung erhält. Mit diesem Geld kann er sich direkt eine Hilfeleistung auf dem sozialen Dienstleistungsmarkt einkaufen oder auf andere Weise selbst organisieren. Das Persönliche Budget, so die in der fachlichen und sozialpolitischen Diskussion überwiegend zum Ausdruck gebrachte Auffassung, stelle zumindest von seiner Grundkonstruktion her ein geeignetes Instrument zur Erweiterung der Selbstbestimmungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung dar und sei damit Inbegriff eines behinderungspolitischen Paradigmenwechsels von 'fremdbestimmter Fürsorge' zu 'Selbstbestimmung'. Anhand der Individualisierungstheorie nach U. Beck und des Wohlfahrtspluralismusansatzes nach A. Evers/T. Olk beschreibt der Autor zunächst den grundlegenden gesellschaftlichen und institutionellen Kontext des Persönlichen Budgets. Am Beispiel des Modellprojekts in Bielefeld wird dann diskutiert, inwiefern das Persönliche Budget die Erwartung erweiterter Selbstbestimmungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung tatsächlich erfüllen kann. Zum einen kommt der Autor dabei zu dem Ergebnis, dass die Erweiterung von Entscheidungs- und Gestaltungsspielräumen durch das Persönliche Budget aufgrund dessen sozialrechtlicher Konstruktion im spezifischen Kontext des deutschen Wohlfahrtssystems deutlichen Einschränkungen unterliegt. Zum anderen arbeitet er heraus, dass eine Ausweitung des Persönliche Budgets möglicherweise auf Dauer erhebliche strukturelle Risiken für die Lebenslage behinderter Menschen produziert. Neben dem Risiko der Entstehung neuer Abhängigkeitsstrukturen durch eine sich auf den Sozialraum und die Lebenswelt behinderter Menschen ausweitende soziale Kontrolle durch den jeweiligen Kostenträger und dem Risiko einer Verstärkung von Abhängigkeitsstrukturen innerhalb von Familien- und Nachbarschaftskontexten durch eine 'Kommerzialisierung' des informellen Sektors der Wohlfahrtsproduktion, dürfte die dem Persönlichen Budget inhärente Ausweitung der Handlungslogik des Marktes mittel- bis langfristig das größte Risiko für die Lebenslage behinderter Menschen und deren Selbstbestimmungsmöglichkeiten darstellen.

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