Massenwahn als soziologisches Phänomen

Nonfiction, Social & Cultural Studies, Social Science, Sociology
Cover of the book Massenwahn als soziologisches Phänomen by Patrick Nitsch, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Patrick Nitsch ISBN: 9783638174756
Publisher: GRIN Verlag Publication: March 4, 2003
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Patrick Nitsch
ISBN: 9783638174756
Publisher: GRIN Verlag
Publication: March 4, 2003
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Populärkultur, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Kaum einer, der es nicht erlebt hat und kopfschüttelnd der Hunderten von Menschen gedenkt, könnte sich heute vorstellen, ein aktives Mitglied der Menschenmenge gewesen zu sein, die nach dem 'Totalen Krieg' im Berliner Sportpalast zur Zeit des Nationalsozialismus schrie. Wer sich als rational denkendes Individuum versteht, aber dennoch eine Vorliebe für deutsche Punkmusik besitzt, kann auch heute noch dieses Phänomen an der eigenen Person entdecken. Man muss nur inmitten Tausend Anderer die Berliner Band 'Die Ärzte' nach dem 'Totalen Brötchen' fragen hören, um spätestens bei der Wiederholung der Frage ein langanhaltendes 'ja' vom gesamten Publikum, sich selbst eingeschlossen, zu bekommen. Der entscheidende Punkt dieser Beobachtung ist nicht, dass Menschen, die in einer Menge aufgehen, noch absurderen Fragen zustimmen können - außerhalb der Frage steht auch, wie die Masse antworten soll (das alles kann befohlen werden). Daraus ist vielmehr die Tatsache abzuleiten, dass sich ein Individuum durch die Masse verliert und in einen irrationalen Herdenrausch eintritt, der leicht zu beobachten, aber nur schwer zu begründen ist. Der Einzelne ist an sich, auch ohne die Anwesenheit anderer, durch die permanenten gesellschaftlichen und 'institutionellen Reize'2 als 'ständiger Massenmensch' anzusehen, als welcher er wenig Individualität besitzt und größtenteils ausschließlich von 'Glücks, Herrschafts-, und Anpassungsmotiven'3 bestimmt wird. Individuell kann nur noch die Wahl der Massen sein, für die man sich entscheidet. Jeder findet sich in Massen wieder, die völlig unterschiedlich motiviert sein können. Eine 'organisierte Masse'4 kann ohne sichtbare Zusammenscharung aus einem ganzen Volk bestehen, das ihrem Führer bedingungslos folgt, wie die Ratten aus Hameln ihrem Fänger. Eine 'psychologische Masse'5 können aber auch ein halbes Dutzend Hausfrauen ausmachen, die bei Schlussverkäufen unter dem sich öffnenden Gittervorhang des Kaufhauseingangs durchrobben, um sich anschließend beim Kleiderstand die Herrenhemden aus den Händen zu reißen. [...] 2 vgl. Walter Beck: Sozialpsychologie, Hamburg 1948, Verlag H.H. Nölke 3 Wilhelm Gubisch: Hellseher, Scharlatane, Demagogen. Eine experimentelle Untersuchung zum Problem der außersinnlichen Wahrnehmung und der suggestiven Beeinflussung einzelner Menschen und Menschenmassen. Kritik an der Parapsychologie, München 1961, Ernst Reinhardt Verlag, S.201 4 & 5 Le Bon: Psychologie der Massen, Leipzig, Alfred Kröner Verlag, S.10

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Populärkultur, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Kaum einer, der es nicht erlebt hat und kopfschüttelnd der Hunderten von Menschen gedenkt, könnte sich heute vorstellen, ein aktives Mitglied der Menschenmenge gewesen zu sein, die nach dem 'Totalen Krieg' im Berliner Sportpalast zur Zeit des Nationalsozialismus schrie. Wer sich als rational denkendes Individuum versteht, aber dennoch eine Vorliebe für deutsche Punkmusik besitzt, kann auch heute noch dieses Phänomen an der eigenen Person entdecken. Man muss nur inmitten Tausend Anderer die Berliner Band 'Die Ärzte' nach dem 'Totalen Brötchen' fragen hören, um spätestens bei der Wiederholung der Frage ein langanhaltendes 'ja' vom gesamten Publikum, sich selbst eingeschlossen, zu bekommen. Der entscheidende Punkt dieser Beobachtung ist nicht, dass Menschen, die in einer Menge aufgehen, noch absurderen Fragen zustimmen können - außerhalb der Frage steht auch, wie die Masse antworten soll (das alles kann befohlen werden). Daraus ist vielmehr die Tatsache abzuleiten, dass sich ein Individuum durch die Masse verliert und in einen irrationalen Herdenrausch eintritt, der leicht zu beobachten, aber nur schwer zu begründen ist. Der Einzelne ist an sich, auch ohne die Anwesenheit anderer, durch die permanenten gesellschaftlichen und 'institutionellen Reize'2 als 'ständiger Massenmensch' anzusehen, als welcher er wenig Individualität besitzt und größtenteils ausschließlich von 'Glücks, Herrschafts-, und Anpassungsmotiven'3 bestimmt wird. Individuell kann nur noch die Wahl der Massen sein, für die man sich entscheidet. Jeder findet sich in Massen wieder, die völlig unterschiedlich motiviert sein können. Eine 'organisierte Masse'4 kann ohne sichtbare Zusammenscharung aus einem ganzen Volk bestehen, das ihrem Führer bedingungslos folgt, wie die Ratten aus Hameln ihrem Fänger. Eine 'psychologische Masse'5 können aber auch ein halbes Dutzend Hausfrauen ausmachen, die bei Schlussverkäufen unter dem sich öffnenden Gittervorhang des Kaufhauseingangs durchrobben, um sich anschließend beim Kleiderstand die Herrenhemden aus den Händen zu reißen. [...] 2 vgl. Walter Beck: Sozialpsychologie, Hamburg 1948, Verlag H.H. Nölke 3 Wilhelm Gubisch: Hellseher, Scharlatane, Demagogen. Eine experimentelle Untersuchung zum Problem der außersinnlichen Wahrnehmung und der suggestiven Beeinflussung einzelner Menschen und Menschenmassen. Kritik an der Parapsychologie, München 1961, Ernst Reinhardt Verlag, S.201 4 & 5 Le Bon: Psychologie der Massen, Leipzig, Alfred Kröner Verlag, S.10

More books from GRIN Verlag

Cover of the book The impact on KTMB's future earnings against public transportation in Malaysia by Patrick Nitsch
Cover of the book Integriertes Bildungs(system)design by Patrick Nitsch
Cover of the book Strafrechtliche Arzthaftung und 'an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit'? by Patrick Nitsch
Cover of the book Die Darstellung der Radha in zwei Übersetzungen von Jayadevas Werk Gitagovinda: Die Frage nach der religionspsychologischen Bedeutung Radhas by Patrick Nitsch
Cover of the book Trainingslehre III: Beweglichkeits- und Koordinationstraining by Patrick Nitsch
Cover of the book Das 'Floß der Medusa' von Théodore Géricault (1819) - Kunst vs. Realität und die dadurch ausgelöste Faszination by Patrick Nitsch
Cover of the book Problematik des Performance Measurement von Social Media. Kennzahlen des Social Media Monitoring unter Berücksichtigung des Big Data Phänomens by Patrick Nitsch
Cover of the book Die Theorie des Glücks bei Aristoteles. Glückseligkeit als Leitgedanke der Nikomachischen Ethik by Patrick Nitsch
Cover of the book Die kriminelle Organisation 'Cosa Nostra' by Patrick Nitsch
Cover of the book In her novel 'The Left Hand of Darkness', does Ursula K. LE Guin succeed in depicting a completely non-gendered society? by Patrick Nitsch
Cover of the book Die Selektivität der Rezipienten by Patrick Nitsch
Cover of the book Der Zusammenhang von Maximalkraft und Schnellkraft bei der Übung Hanteltiefkniebeuge und verschiedenen Sprungtests by Patrick Nitsch
Cover of the book at-Tariq - Die Suche nach dem Vater als Symbol für den mystischen Pfad by Patrick Nitsch
Cover of the book Die Eigenschaften des Cockney und seine Darstellung in der Literatur des frühen und späten 20. Jh. by Patrick Nitsch
Cover of the book Angebotsgestaltung für den Abend im Seminarhotel (Unterweisung Veranstaltungskaufmann / -kauffrau) by Patrick Nitsch
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy