Geschichtsschreibung als 'Propaganda'?

Das Geschichtswerk des Otto von Freising im Konflikt zwischen Kaiser und Papst

Nonfiction, History, European General
Cover of the book Geschichtsschreibung als 'Propaganda'? by Marcus Schaub, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Marcus Schaub ISBN: 9783640473885
Publisher: GRIN Verlag Publication: November 17, 2009
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Marcus Schaub
ISBN: 9783640473885
Publisher: GRIN Verlag
Publication: November 17, 2009
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, , Sprache: Deutsch, Abstract: Innerhalb der von Friedrich I. betriebenen Politik der renovatio imperii und der Durchsetzung des honor imperii, kam, neben den Konflikten mit den oberitalienischen Kommunen oder den Spannungen mit einigen Reichsfürsten wie Heinrich dem Löwen, der Auseinandersetzung mit dem Papsttum eine hohe Bedeutung zu. Im Unterschied zu den weltlichen Problemen, die immer wieder auch durch faktisches Handeln zu lösen versucht wurden, stellte sich gegenüber dem Papsttum die Besonderheit, dass es sich hierbei um einen fast ausschließlich mit geistigen, theoretischen Mitteln geführten Konflikt handelte. Denn um gegenüber der Kurie tatsächliche Handlungen zu vollziehen, bedurfte es eines legitimierenden Instrumentariums, welches als Basis jeglichen Vorgehens den Kaiser als im Recht befindlich erscheinen ließ. Dieses Instrumentarium konnte gegenüber dem Papsttum keine faktische militärische oder finanzielle Macht darstellen, sondern musste theoretischer Natur und möglichst von Kontinuität geprägt sein. Eines dieser Werkzeuge stellte dabei die kaiserliche Kanzlei dar, die, zwar durch unterschiedlichste Personen geprägt, als dauerhafte Institution regelmäßig geistige 'Waffen' lieferte, um sowohl Vorstöße der kaiserlichen Ideologie zu stützen, als auch auf 'Angriffe' der Kurie zu reagieren. Vordergründige Aufgabe der Schreiber und Notare war es hierbei weniger, polemische Streitschriften oder Traktate zu verfassen als vielmehr das Ersinnen und Verwenden bestimmter Formulierungen, Rechts- bzw. Geschichtsbezüge, Titulaturen, Anreden und der gleichen mehr. Im Vergleich mit ausführlichen theoretischen Werken, deren Absichten offen zu tage traten, arbeiteten die meisten Kanzleierzeugnisse weit subtiler und waren somit auch weit provokanter. Die Aussage eines Traktates ließ sich leicht angreifen und bspw. als falscher Gedankengang oder gar Ketzerei denunzieren; die Verwendung einer bestimmten Anrede oder Selbstbezeichnung dagegen verdeutlichte viel eindringlicher Denksysteme, Ansichten und Verständnis des eigenen Status. Aufschlussreich für diese Arbeitsweise der Kanzlei sind beispielsweise die Papst Eugen III. übersandte Wahlanzeige Friedrichs zum König oder auch die Formulierungen des Konstanzer Vertrages. [...]

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, , Sprache: Deutsch, Abstract: Innerhalb der von Friedrich I. betriebenen Politik der renovatio imperii und der Durchsetzung des honor imperii, kam, neben den Konflikten mit den oberitalienischen Kommunen oder den Spannungen mit einigen Reichsfürsten wie Heinrich dem Löwen, der Auseinandersetzung mit dem Papsttum eine hohe Bedeutung zu. Im Unterschied zu den weltlichen Problemen, die immer wieder auch durch faktisches Handeln zu lösen versucht wurden, stellte sich gegenüber dem Papsttum die Besonderheit, dass es sich hierbei um einen fast ausschließlich mit geistigen, theoretischen Mitteln geführten Konflikt handelte. Denn um gegenüber der Kurie tatsächliche Handlungen zu vollziehen, bedurfte es eines legitimierenden Instrumentariums, welches als Basis jeglichen Vorgehens den Kaiser als im Recht befindlich erscheinen ließ. Dieses Instrumentarium konnte gegenüber dem Papsttum keine faktische militärische oder finanzielle Macht darstellen, sondern musste theoretischer Natur und möglichst von Kontinuität geprägt sein. Eines dieser Werkzeuge stellte dabei die kaiserliche Kanzlei dar, die, zwar durch unterschiedlichste Personen geprägt, als dauerhafte Institution regelmäßig geistige 'Waffen' lieferte, um sowohl Vorstöße der kaiserlichen Ideologie zu stützen, als auch auf 'Angriffe' der Kurie zu reagieren. Vordergründige Aufgabe der Schreiber und Notare war es hierbei weniger, polemische Streitschriften oder Traktate zu verfassen als vielmehr das Ersinnen und Verwenden bestimmter Formulierungen, Rechts- bzw. Geschichtsbezüge, Titulaturen, Anreden und der gleichen mehr. Im Vergleich mit ausführlichen theoretischen Werken, deren Absichten offen zu tage traten, arbeiteten die meisten Kanzleierzeugnisse weit subtiler und waren somit auch weit provokanter. Die Aussage eines Traktates ließ sich leicht angreifen und bspw. als falscher Gedankengang oder gar Ketzerei denunzieren; die Verwendung einer bestimmten Anrede oder Selbstbezeichnung dagegen verdeutlichte viel eindringlicher Denksysteme, Ansichten und Verständnis des eigenen Status. Aufschlussreich für diese Arbeitsweise der Kanzlei sind beispielsweise die Papst Eugen III. übersandte Wahlanzeige Friedrichs zum König oder auch die Formulierungen des Konstanzer Vertrages. [...]

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Die Wunder Jesu und ihre Umsetzung im Religionsunterricht by Marcus Schaub
Cover of the book Die Verrechnungspreise für immaterielle Wirtschaftsgüter im Fall der Einzelabrechnung by Marcus Schaub
Cover of the book Cato maior als Politiker, Pädagoge und 'Lehrbuchautor' by Marcus Schaub
Cover of the book Geschäftsprozesse im Unternehmen - Teil 1 - Prozess, Funktion und Wertschöpfung by Marcus Schaub
Cover of the book Integration eines Konsignationslagersystems in Verbindung mit EDI in das Vertriebskonzept by Marcus Schaub
Cover of the book Latente Steuern im Konzernabschluss. Entstehung, Ausweis und Bilanzierung by Marcus Schaub
Cover of the book 'New Deal' in 'Joseph und seine Brüder' von Thomas Mann by Marcus Schaub
Cover of the book Dowry und Brautpreis vor dem Hintergrund der sozialen Stellung von Frauen in Indien by Marcus Schaub
Cover of the book Controlling in internationalen Organisationen. Fallbeispiel Volksrepublik China by Marcus Schaub
Cover of the book Bedingungsloses Grundeinkommen. Eine realistische Alternative? by Marcus Schaub
Cover of the book Die Perikopen vom Verlorenen by Marcus Schaub
Cover of the book IQ Tests. A Blessing Or A Curse? by Marcus Schaub
Cover of the book Das Unbewußte in den Theorien von Sigmund Freud und Carl Gustav Jung im Vergleich by Marcus Schaub
Cover of the book Zwischenmenschliche Beziehungen im IRC by Marcus Schaub
Cover of the book Hunde verstehen und besser erziehen by Marcus Schaub
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy