Zucker für die Engel

Krimi Kurzgeschichte

Kommissar Hardy Brandauer von der Kripo Köln steht vor einem Rätsel. Ein unbekannter Serientäter hat es auf junge Mädchen abgesehen, die gerade eine Abtreibung hinter sich haben. Dabei schmückt er sie nach ihrem Tod wie kleine Engel und sie tragen keinerlei Anzeichen von Gewalteinwirkung. Wem vertrauen diese Mädchen am meisten?

Leseprobe:
Kommissar Hardy Brandauer betrachtete zum wiederholten Mal die Bilder mit der Mädchenleiche. Die Kamera der Spurensicherung hatte jedes Detail aufgenommen. In den weit aufgerissenen, blauen Augen des Teenagers, die ihn darauf anstarrten, war der Schrei des Todes eingefroren worden. Brandauer arbeitete seit über 20 Jahren in dem dreckigen Geschäft namens Mordkommission, doch jetzt lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Sein Sohn war nur einige Jahre jünger. Es klopfte. „Herein“, murmelte der Kommissar. Es klopfte erneut.

„Ja, doch!“, schimpfte er jetzt. Dr. Herbert Wagner betrat das Büro, in dem sich die Aktenberge türmten und die Topfpflanzen am Fenster gerade vertrockneten. Brandauer wirkte immer noch ungehalten, doch der Gerichtsmediziner konnte ja nicht wissen, mit welchen Gedanken er sich gerade herumgeschlagen hatte. „Setz dich“, forderte er den Pathologen versöhnlich auf. Die beiden duzten sich seit einigen Jahren. An vielen Fällen hatten sie bereits gemeinsam gearbeitet und die meisten davon gelöst. Dr. Wagner nahm Platz und öffnete die mitgebrachte Akte. „Was ich dir zu dem Fall mit der Sechzehnjährigen sagen kann, ist nichts Schönes“, begann er seinen Bericht. „Ist es nie“, bemerkte der Kommissar zynisch.