Author: | Brigitte Birnbaum | ISBN: | 9783863940751 |
Publisher: | EDITION digital | Publication: | June 8, 2012 |
Imprint: | EDITION digital | Language: | German |
Author: | Brigitte Birnbaum |
ISBN: | 9783863940751 |
Publisher: | EDITION digital |
Publication: | June 8, 2012 |
Imprint: | EDITION digital |
Language: | German |
Baugeschichten, Schlossgeschichten sind immer Menschengeschichten, denn jede Zeit hat ihre Schicksale und im Güstrower Schloss wohnte nicht nur die hochgeborenen Fürsten zu Wenden, die Grafen zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herren. Oder General Wallenstein. Auch Kinder, nicht nur adlige, lebten dort, wie das Wendenmädchen Ilsabe, 'kleine Küchenschabe' genannt, und der Fuerböter Jochim oder Bastian und Maria, die Kinder der eingefangenen Landstreicher. In kleinen, spannenden Erzählungen wird die mit dem Leben dieser Kinder verbundene Schlossgeschichte nahegebracht. LESEPROBE: 'Seid ihr gehorsam, dürft ihr am Sonntag eure Eltern sehen. Wenn nicht', er beugt sich zu Maria hinab, 'Widerspenstige landen nach einer Tracht Prügel im Turm. Ohne Brot. Bei Wasser. Habt ihr mich verstanden?' Vor Schreck kneift Maria die Augen zu. Sie will diesen grässlichen Soldaten nicht sehen und diese Kammer nicht, in die er sie stößt. Geräuschvoll zieht Bastian erneut die Nase hoch. Am liebsten würde er dem Kerl vor die Füße spucken. Es würde sich lohnen. Aber bessern würde es für ihn nichts. 'Habt ihr mich verstanden?' Bastian sieht den Frager an. 'Warum dürfen wir nicht bei Vadding und Mudding schlafen? Zu Hause schliefen wir immer alle in einem Bett.' 'Das könnte euch passen! Hier herrscht Ordnung!' Und von der Frau in schwarzen Witwenkleidern verlangt er, ständig ein Auge auf dem Bengel zu haben. 'Er hat so was Aufrührerisches im Blick.' Die Wärterin verspricht, auf den Neuen besonders aufzupassen. Beim Schein einer Laterne weist sie Bastian einen Platz neben den schon im Stroh auf den Dielen liegenden Jungen an und Maria eine freie Stelle nahe der Tür. Jedem teilt sie eine Decke zu und fordert Ruhe. Auch Flüstern ist bei Strafe verboten. Lautlos weint Maria. Wo mögen Vadding und Mudding sein? Warum muss sie hier liegen und der Bruder auf der anderen Seite? Maria friert. Die Decke ist dünn und feucht, und von der Tür her zieht es. Zu allem Unglück bemerkt sie, dass einer ihrer unteren Zähne wackelt. Am liebsten möchte sie sterben. Bastian hebt den Kopf. Ein paar Zentimeter nur. Aber er hebt ihn. Um nach der kleinen Schwester zu sehen. Er fühlt, sie weint. Wenn die Wärterin auf ihrem Wachposten schläft, wird er zu Maria kriechen, sie trösten und wärmen. Bastian ist vor der Wärterin eingeschlafen. Barsch weckt sie am anderen Morgen die Kinder, noch bevor es richtig hell ist.
Brigitte Birnbaum Geboren 1938 in Elbing/Westpr., 1945 Flucht über Berlin nach Mecklenburg, Abitur, Ausbildung als Apothekenhelferin, Studium am Institut für Literatur in Leipzig (Diplom), Antiquarbuchhändlerin. Seit 1968 freischaffende Schriftstellerin in Schwerin. Seit 1969 Mitglied im Schriftstellerverband der DDR, seit 1974 Mitglied im Bezirksvorstand, seit 1978 Mitglied im Vorstand des DSV. Nach seiner Auflösung Mitglied des VS/IG Medien, 2001 ausgetreten. Sie lebte von 1960 bis 2003 in Schwerin, seit 2003 in Hamburg, seit 2013 wieder in Schwerin.. Auszeichnungen: 1977: Fritz-Reuter-Preis des Bezirkes Schwerin 1985: Kunstpreis der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft Bibliographie: Bert, der Einzelgänger, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1962 Reise in den August, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1967 Leute von Karvenbruch (Mitautorin am Szenarium), DFF 1968 Tigertod, Fernsehfilm für Kinder, DFF 1969 Pawlucha, Fernsehfilm für Kinder, DFF 1970 Nur ein Spaß, Fernsehfilm für Kinder, DFF 1971 Der Hund mit dem Zeugnis, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1971 Wer ist Fräulein Papendiek?, Fernsehfilm für Kinder, DFF 1972 Tintarolo. Ein Buch für Kinder über Käthe Kollwitz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1975, Tallinn 1980, Berlin-West 1981 Winter ohne Vater, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1977 Ab morgen werd ich Künstler, Kinderbuch über Heinrich Zille, Berlin 1978, Tallinn 1987, Berlin-West 1986 Alexander in Zarskoje, Kinderbuch über Alexander Puschkin, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1980 Löwen an der Ufertreppe, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1981 Das Siebentagebuch, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1985 Kathusch, Jugendbuch über Käthe Kollwitz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1986 Fragen Sie doch Melanie!, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1987 Von einem, der auszog, neue Eltern zu suchen, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1989 Der Maler aus der Ostbahnstraße, Jugendbuch über Hans und Lea Grundig, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1990 Das Schloss an der Nebel, Erzählung, Landesverlags- und Druckgesellschaft mbH Mecklenburg & Co. KG, Schwerin 1991 Spaziergänge durch Güstrow, Ein Stadtführer, Verlag Reinhard Thon, Schwerin 1992 Welche Stadt hat schon 7 Seen? in: Kleine Bettlektüre für liebenswürdige Schweriner, Scherz Verlag, Berlin/München/Wien 1993 Wider die kleinen Mörder, Kiro-Verlag, Schwedt 1994 Fontane in Mecklenburg, Demmler Verlag, Schwerin 1994 Ernst Barlach. Annäherungen, Demmler Verlag, Schwerin 1996 Noch lange kein Sommer, Verlag Reinhard Thon, Schwerin 1998
Baugeschichten, Schlossgeschichten sind immer Menschengeschichten, denn jede Zeit hat ihre Schicksale und im Güstrower Schloss wohnte nicht nur die hochgeborenen Fürsten zu Wenden, die Grafen zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herren. Oder General Wallenstein. Auch Kinder, nicht nur adlige, lebten dort, wie das Wendenmädchen Ilsabe, 'kleine Küchenschabe' genannt, und der Fuerböter Jochim oder Bastian und Maria, die Kinder der eingefangenen Landstreicher. In kleinen, spannenden Erzählungen wird die mit dem Leben dieser Kinder verbundene Schlossgeschichte nahegebracht. LESEPROBE: 'Seid ihr gehorsam, dürft ihr am Sonntag eure Eltern sehen. Wenn nicht', er beugt sich zu Maria hinab, 'Widerspenstige landen nach einer Tracht Prügel im Turm. Ohne Brot. Bei Wasser. Habt ihr mich verstanden?' Vor Schreck kneift Maria die Augen zu. Sie will diesen grässlichen Soldaten nicht sehen und diese Kammer nicht, in die er sie stößt. Geräuschvoll zieht Bastian erneut die Nase hoch. Am liebsten würde er dem Kerl vor die Füße spucken. Es würde sich lohnen. Aber bessern würde es für ihn nichts. 'Habt ihr mich verstanden?' Bastian sieht den Frager an. 'Warum dürfen wir nicht bei Vadding und Mudding schlafen? Zu Hause schliefen wir immer alle in einem Bett.' 'Das könnte euch passen! Hier herrscht Ordnung!' Und von der Frau in schwarzen Witwenkleidern verlangt er, ständig ein Auge auf dem Bengel zu haben. 'Er hat so was Aufrührerisches im Blick.' Die Wärterin verspricht, auf den Neuen besonders aufzupassen. Beim Schein einer Laterne weist sie Bastian einen Platz neben den schon im Stroh auf den Dielen liegenden Jungen an und Maria eine freie Stelle nahe der Tür. Jedem teilt sie eine Decke zu und fordert Ruhe. Auch Flüstern ist bei Strafe verboten. Lautlos weint Maria. Wo mögen Vadding und Mudding sein? Warum muss sie hier liegen und der Bruder auf der anderen Seite? Maria friert. Die Decke ist dünn und feucht, und von der Tür her zieht es. Zu allem Unglück bemerkt sie, dass einer ihrer unteren Zähne wackelt. Am liebsten möchte sie sterben. Bastian hebt den Kopf. Ein paar Zentimeter nur. Aber er hebt ihn. Um nach der kleinen Schwester zu sehen. Er fühlt, sie weint. Wenn die Wärterin auf ihrem Wachposten schläft, wird er zu Maria kriechen, sie trösten und wärmen. Bastian ist vor der Wärterin eingeschlafen. Barsch weckt sie am anderen Morgen die Kinder, noch bevor es richtig hell ist.
Brigitte Birnbaum Geboren 1938 in Elbing/Westpr., 1945 Flucht über Berlin nach Mecklenburg, Abitur, Ausbildung als Apothekenhelferin, Studium am Institut für Literatur in Leipzig (Diplom), Antiquarbuchhändlerin. Seit 1968 freischaffende Schriftstellerin in Schwerin. Seit 1969 Mitglied im Schriftstellerverband der DDR, seit 1974 Mitglied im Bezirksvorstand, seit 1978 Mitglied im Vorstand des DSV. Nach seiner Auflösung Mitglied des VS/IG Medien, 2001 ausgetreten. Sie lebte von 1960 bis 2003 in Schwerin, seit 2003 in Hamburg, seit 2013 wieder in Schwerin.. Auszeichnungen: 1977: Fritz-Reuter-Preis des Bezirkes Schwerin 1985: Kunstpreis der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft Bibliographie: Bert, der Einzelgänger, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1962 Reise in den August, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1967 Leute von Karvenbruch (Mitautorin am Szenarium), DFF 1968 Tigertod, Fernsehfilm für Kinder, DFF 1969 Pawlucha, Fernsehfilm für Kinder, DFF 1970 Nur ein Spaß, Fernsehfilm für Kinder, DFF 1971 Der Hund mit dem Zeugnis, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1971 Wer ist Fräulein Papendiek?, Fernsehfilm für Kinder, DFF 1972 Tintarolo. Ein Buch für Kinder über Käthe Kollwitz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1975, Tallinn 1980, Berlin-West 1981 Winter ohne Vater, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1977 Ab morgen werd ich Künstler, Kinderbuch über Heinrich Zille, Berlin 1978, Tallinn 1987, Berlin-West 1986 Alexander in Zarskoje, Kinderbuch über Alexander Puschkin, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1980 Löwen an der Ufertreppe, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1981 Das Siebentagebuch, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1985 Kathusch, Jugendbuch über Käthe Kollwitz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1986 Fragen Sie doch Melanie!, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1987 Von einem, der auszog, neue Eltern zu suchen, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1989 Der Maler aus der Ostbahnstraße, Jugendbuch über Hans und Lea Grundig, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1990 Das Schloss an der Nebel, Erzählung, Landesverlags- und Druckgesellschaft mbH Mecklenburg & Co. KG, Schwerin 1991 Spaziergänge durch Güstrow, Ein Stadtführer, Verlag Reinhard Thon, Schwerin 1992 Welche Stadt hat schon 7 Seen? in: Kleine Bettlektüre für liebenswürdige Schweriner, Scherz Verlag, Berlin/München/Wien 1993 Wider die kleinen Mörder, Kiro-Verlag, Schwedt 1994 Fontane in Mecklenburg, Demmler Verlag, Schwerin 1994 Ernst Barlach. Annäherungen, Demmler Verlag, Schwerin 1996 Noch lange kein Sommer, Verlag Reinhard Thon, Schwerin 1998