Von der Rückkehr des Erzählens - Der historische Roman bei Daniel Kehlmann (am Beispiel von: 'Die Vermessung der Welt') und die Postmoderne

Der historische Roman bei Daniel Kehlmann und die Postmoderne

Fiction & Literature, Literary Theory & Criticism, European, German
Cover of the book Von der Rückkehr des Erzählens - Der historische Roman bei Daniel Kehlmann (am Beispiel von: 'Die Vermessung der Welt') und die Postmoderne by Sarah Schmidt, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Sarah Schmidt ISBN: 9783640674916
Publisher: GRIN Verlag Publication: August 3, 2010
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Sarah Schmidt
ISBN: 9783640674916
Publisher: GRIN Verlag
Publication: August 3, 2010
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Veranstaltung: Historische Stoffe in der Gegenwartsliteratur, Sprache: Deutsch, Abstract: Innerhalb der fiktionalen Literatur nimmt der historische Roman eine Sonderstellung ein, da er Realität in Fiktion verwandelt. Eine wahre Darstellung der Geschichte kann es in der Literatur nicht geben, allerdings arbeitet bzw. spielt der historische Roman mit seiner (Un-)Möglichkeit der Realitätsdarstellung. Der postmoderne Geschichtsroman setzt ein entsprechend vorgebildetes Publikum voraus und muss seine Illusionen nicht mehr offen erklären. Dem postmodernen Geschichtsroman eröffnen sich dadurch viele Möglichkeiten: Er kann selbst eine neue Illusion erzeugen, die Kluft zwischen Illusion und Fiktion weiter thematisieren oder sich neuen Themen zuwenden. Für den Schriftsteller ergibt sich zudem eine größere Freiheit des Erzählens. Unter dem Mantel des historischen Schreibens öffnet sich ein neuer Raum für Schreibexperimente, aber genauso für eine Rückkehr zu klassischen Erzählverfahren. Mittels der Aktualisierung des Genres des Historischen Romans kommt es also zu einer (Wieder-)Aufwertung des Erzählens. Der postmoderne Diskurs ist nicht an sein Ende gelangt, sondern wird in der Narration fortgeführt. Das Wissen über das Ende des Erzählens wird in eine neue Erzählung verpackt. 'Erzählen, das bedeutet einen Bogen spannen, wo zunächst keiner ist [...]' . Dieser Bogen, der äußere erzählerische Rahmen, sei notwendig um vom Chaos in der Welt überhaupt schreiben zu können. In einer fragmentierten Welt erlangt hier das Erzählen eine neue identitäts- und sinnstiftende Funktion. Die Vermessung der Welt ist zwar ein Roman über die Unmöglichkeit einer vollständigen wissenschaftlichen Erfassung der Welt, zugleich aber auch über die Möglichkeiten des menschlichen Wissensdurstes und sein unermüdliches Bestreben Geschichten, seien sie nun historisch, wissenschaftlich oder literarisch, aus dem Chaos zu generieren. Der Autor selbst verwahrt sich gegen die Kategorisierung historischer Roman und spricht stattdessen vom 'Gegenwartsroman, der in der Vergangenheit spielt'. Die Kriterien des historischen Romans sind formal erfüllt, tatsächlich ist Die Vermessung der Welt aber auf zwei Ebenen lesbar: Als unterhaltsame Doppelbiographie und als anspruchsvolles, möglicherweise postmodernes Werk über die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart, die Unmöglichkeit einer Vermessung der Welt und die Notwendigkeit des Erzählens. Das historische Schreiben wird besonders durch zwei Strategien ergänzt und reflektiert: Ironie und den lateinamerikanischen magischen Realismus.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Veranstaltung: Historische Stoffe in der Gegenwartsliteratur, Sprache: Deutsch, Abstract: Innerhalb der fiktionalen Literatur nimmt der historische Roman eine Sonderstellung ein, da er Realität in Fiktion verwandelt. Eine wahre Darstellung der Geschichte kann es in der Literatur nicht geben, allerdings arbeitet bzw. spielt der historische Roman mit seiner (Un-)Möglichkeit der Realitätsdarstellung. Der postmoderne Geschichtsroman setzt ein entsprechend vorgebildetes Publikum voraus und muss seine Illusionen nicht mehr offen erklären. Dem postmodernen Geschichtsroman eröffnen sich dadurch viele Möglichkeiten: Er kann selbst eine neue Illusion erzeugen, die Kluft zwischen Illusion und Fiktion weiter thematisieren oder sich neuen Themen zuwenden. Für den Schriftsteller ergibt sich zudem eine größere Freiheit des Erzählens. Unter dem Mantel des historischen Schreibens öffnet sich ein neuer Raum für Schreibexperimente, aber genauso für eine Rückkehr zu klassischen Erzählverfahren. Mittels der Aktualisierung des Genres des Historischen Romans kommt es also zu einer (Wieder-)Aufwertung des Erzählens. Der postmoderne Diskurs ist nicht an sein Ende gelangt, sondern wird in der Narration fortgeführt. Das Wissen über das Ende des Erzählens wird in eine neue Erzählung verpackt. 'Erzählen, das bedeutet einen Bogen spannen, wo zunächst keiner ist [...]' . Dieser Bogen, der äußere erzählerische Rahmen, sei notwendig um vom Chaos in der Welt überhaupt schreiben zu können. In einer fragmentierten Welt erlangt hier das Erzählen eine neue identitäts- und sinnstiftende Funktion. Die Vermessung der Welt ist zwar ein Roman über die Unmöglichkeit einer vollständigen wissenschaftlichen Erfassung der Welt, zugleich aber auch über die Möglichkeiten des menschlichen Wissensdurstes und sein unermüdliches Bestreben Geschichten, seien sie nun historisch, wissenschaftlich oder literarisch, aus dem Chaos zu generieren. Der Autor selbst verwahrt sich gegen die Kategorisierung historischer Roman und spricht stattdessen vom 'Gegenwartsroman, der in der Vergangenheit spielt'. Die Kriterien des historischen Romans sind formal erfüllt, tatsächlich ist Die Vermessung der Welt aber auf zwei Ebenen lesbar: Als unterhaltsame Doppelbiographie und als anspruchsvolles, möglicherweise postmodernes Werk über die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart, die Unmöglichkeit einer Vermessung der Welt und die Notwendigkeit des Erzählens. Das historische Schreiben wird besonders durch zwei Strategien ergänzt und reflektiert: Ironie und den lateinamerikanischen magischen Realismus.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Das Differenzprinzip in John Rawls' Gerechtigkeitstheorie by Sarah Schmidt
Cover of the book Die Auswirkungen der DIN EN 1090 auf kleine und mittelständische Betriebe in der Metallverarbeitungsbranche by Sarah Schmidt
Cover of the book Von der Zelle zum Neuron by Sarah Schmidt
Cover of the book Sonderrecht gegen 'Rechts'? by Sarah Schmidt
Cover of the book Verhaltensanomalien in den Wirtschaftswissenschaften by Sarah Schmidt
Cover of the book Das Telekolleg by Sarah Schmidt
Cover of the book Die Schweiz in der Spätbronzezeit by Sarah Schmidt
Cover of the book Social Media in der Krisenkommunikation von Reiseveranstaltern by Sarah Schmidt
Cover of the book The Demarcation of Inflection and Derivation by Sarah Schmidt
Cover of the book Luthers Bibelübersetzung Stundenentwurf für die 8. Klasse an Gymnasien) by Sarah Schmidt
Cover of the book Voraussetzungen und Rechtsfolgen eines Widerrufs der Einräumung von Nutzungsrechten gem. § 31a Abs. 1 S. 3 UrhG by Sarah Schmidt
Cover of the book Die Vereinbarkeit von Handel und Umweltschutz by Sarah Schmidt
Cover of the book DRG - Systeme im Krankenhauswesen by Sarah Schmidt
Cover of the book Mietvertragscontrolling in Shopping Centern by Sarah Schmidt
Cover of the book Liberalisierung der Öffnungszeiten - Arbeitszeitgestaltung durch Bestimmungen im Kollektivvertrag und in der Betriebsvereinbarung by Sarah Schmidt
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy