Reality-TV als Wegbereiter moralischen Verfalls

Wohin steuern die Medien im 3. Jahrtausend?

Nonfiction, Religion & Spirituality, Philosophy
Cover of the book Reality-TV als Wegbereiter moralischen Verfalls by Klaus Hofmann, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Klaus Hofmann ISBN: 9783640374106
Publisher: GRIN Verlag Publication: July 15, 2009
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Klaus Hofmann
ISBN: 9783640374106
Publisher: GRIN Verlag
Publication: July 15, 2009
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Essay aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1, Universität Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Reality-TV ist dem breiten Publikum seit den 1990er Jahren ein Begriff. Darunter lassen sich eine Reihe von Sendeformaten zusammenfassen, in welchen versucht wird, die Realität möglichst genau abzubilden. Während die ersten Formate dieser neuen Kategorie, die ihre Ursprünge in den 1940ern hatte, noch weitgehend als Spielwiese kreativen Experimentierens mit dieser neuartigen Unterhaltungsform voyeuristischer Prägung dienten, so ist deren genuin verspielte Naivität mittlerweile radikalisierten Veränderungen gewichen: ließ sich der Zuseher anfänglich von versteckten Kameras oder harmlosen Talentshows verzücken, so trieb der Kampf um Einschaltquoten die Sender im Laufe der Entwicklungsgeschichte des Genres zu immer bizarreren Ideen. ... Erst die Kombination aus a) Menschen, die völlig Würdeloses tun und b) Menschen, die derart Würdeloses konsumieren, legitimiert moralische Dekadenz. Mit anderen Worten wird das im TV gezeigt, was als gerade noch legitim gilt; und nicht selten werden die Grenzen dabei bewusst überschritten ganz nach dem Motto, dass ein bisschen mehr nicht schaden kann. ... Haben wir heute bei der wesensmäßigen Grenzenlosigkeit und der zunehmenden moralischen Abstumpfung menschlichen Handelns Sendeformate die derlei Tendenzen noch fördern, welcher noch fragwürdigeren Sendeinhalte bedarf es dann in Zukunft, um die Massen vor den Bildschirmen zu unterhalten? Vielleicht Sendeformate mit dem Titel 'In jedem von uns steckt doch ein Metzger' oder 'Ich kenne keine Schmerzen'? ... Medien beanspruchen in Demokratien neben ihrer Funktion als Informationsmarkt und Diskussionsplatform vorallem auch die einer Moralinstanz. Als solche vermitteln sie einen demokratietheoretisch äußerst sinnvollen Rahmen, oder genauer: sie vermitteln die Grenzen von in einer Gesellschaft zulässigen, allgemein anerkannten Werten. Verschiebt sich dieser Rahmen, so ändert sich auch das Wertebewusstsein der Menschen in der Gesellschaft und erzeugt so abweichende Tendenzen zu ursprünglich geächteten Vorstellungen und Handlungen. Dekadente Entwicklungen verfestigen sich so unbemerkt in unserem Denken und legitimieren sich derart selbst. ... Denn andernfalls ließe sich die Liste der in unserer Gesellschaft groß geschriebenen ethischen Prinzipien wie Integration, Gleichheitsdenken, individuelle Freiheit und gemeinschaftliches Zusammenleben um die Begriffe Abartigkeit, salonfähig gewordener Sadismus, perverse Geschmacklosigkeit und fragwürdige Sensationsgeilheit erweitern.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Essay aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1, Universität Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Reality-TV ist dem breiten Publikum seit den 1990er Jahren ein Begriff. Darunter lassen sich eine Reihe von Sendeformaten zusammenfassen, in welchen versucht wird, die Realität möglichst genau abzubilden. Während die ersten Formate dieser neuen Kategorie, die ihre Ursprünge in den 1940ern hatte, noch weitgehend als Spielwiese kreativen Experimentierens mit dieser neuartigen Unterhaltungsform voyeuristischer Prägung dienten, so ist deren genuin verspielte Naivität mittlerweile radikalisierten Veränderungen gewichen: ließ sich der Zuseher anfänglich von versteckten Kameras oder harmlosen Talentshows verzücken, so trieb der Kampf um Einschaltquoten die Sender im Laufe der Entwicklungsgeschichte des Genres zu immer bizarreren Ideen. ... Erst die Kombination aus a) Menschen, die völlig Würdeloses tun und b) Menschen, die derart Würdeloses konsumieren, legitimiert moralische Dekadenz. Mit anderen Worten wird das im TV gezeigt, was als gerade noch legitim gilt; und nicht selten werden die Grenzen dabei bewusst überschritten ganz nach dem Motto, dass ein bisschen mehr nicht schaden kann. ... Haben wir heute bei der wesensmäßigen Grenzenlosigkeit und der zunehmenden moralischen Abstumpfung menschlichen Handelns Sendeformate die derlei Tendenzen noch fördern, welcher noch fragwürdigeren Sendeinhalte bedarf es dann in Zukunft, um die Massen vor den Bildschirmen zu unterhalten? Vielleicht Sendeformate mit dem Titel 'In jedem von uns steckt doch ein Metzger' oder 'Ich kenne keine Schmerzen'? ... Medien beanspruchen in Demokratien neben ihrer Funktion als Informationsmarkt und Diskussionsplatform vorallem auch die einer Moralinstanz. Als solche vermitteln sie einen demokratietheoretisch äußerst sinnvollen Rahmen, oder genauer: sie vermitteln die Grenzen von in einer Gesellschaft zulässigen, allgemein anerkannten Werten. Verschiebt sich dieser Rahmen, so ändert sich auch das Wertebewusstsein der Menschen in der Gesellschaft und erzeugt so abweichende Tendenzen zu ursprünglich geächteten Vorstellungen und Handlungen. Dekadente Entwicklungen verfestigen sich so unbemerkt in unserem Denken und legitimieren sich derart selbst. ... Denn andernfalls ließe sich die Liste der in unserer Gesellschaft groß geschriebenen ethischen Prinzipien wie Integration, Gleichheitsdenken, individuelle Freiheit und gemeinschaftliches Zusammenleben um die Begriffe Abartigkeit, salonfähig gewordener Sadismus, perverse Geschmacklosigkeit und fragwürdige Sensationsgeilheit erweitern.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Quantitätstheorie des Geldes by Klaus Hofmann
Cover of the book Sharing is caring? Urheberrecht im Zuge der Digitalisierung by Klaus Hofmann
Cover of the book Die Mesotes-Lehre des Aristoteles by Klaus Hofmann
Cover of the book Persönliche Tragödie oder kollektive Integration? by Klaus Hofmann
Cover of the book Male invovlement in their partner's pregnancy and childbirth by Klaus Hofmann
Cover of the book Das Konzept des Pragmatismus in John Deweys Erziehungskonzept by Klaus Hofmann
Cover of the book Der Einfluss unterschiedlicher Familientypen auf die Entwicklung des Kindes. Zu 'Pubertät und Adoleszenz' von Hartmut Kasten by Klaus Hofmann
Cover of the book Chinesische Vorstellungen von Kapitalismus - Konfuzianismus als Triebfeder des asiatischen Wirtschaftswunders? by Klaus Hofmann
Cover of the book Herstellen eines Nudelteigs (Unterweisung Koch / Köchin) by Klaus Hofmann
Cover of the book Der Barbier von Sibirien by Klaus Hofmann
Cover of the book Facebook - The symbol of postmodernity? by Klaus Hofmann
Cover of the book Vorurteile, Stereotype und soziale Diskriminierung by Klaus Hofmann
Cover of the book Der Einfluss der Persönlichkeitseigenschaften Ängstlichkeit und Dominanz auf die Genre-Präferenzen by Klaus Hofmann
Cover of the book Bericht zum Schulpraktischen Studium im Bereich Sport - Planung, Durchführung und Auswertung einer Unterrichtseinheit by Klaus Hofmann
Cover of the book Werbestrategien in Deutschland, Frankreich und Italien by Klaus Hofmann
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy