... Eine nicht gewöhnliche Veranlassung hatte mich in das Städtchen geführt. In einer alten Familienchronik war ich auf folgenden Eintrag gestoßen: "Von oft besagtem Hans Fortunatus ist uns gar wohl bekannt, dass er sich bei währenden Kriegsunruhen zu denen Schweden begeben und für das reine Evangelium unter Gustavus Adolphus gekämpft hat als ein Rittmeister. Ist hernachmals in der Nördlinger Affaire auch als ein Rittmeister unter dem Generalfeldmarschall Horn vorm Feind ums Leben kommen. Hat sich sein Wittib Kordula Renata, von welcher ich oben schon gehandelt, mitsamt ihrem Töchterlein, genannt Reynheit, zu Fuß ins Neuburgische durchgebettelt. Hat mein Geschwisterkindsvetter Karl Georg, der Pfarrer, mir noch einen alten, beweglichen Brief vorgewiesen, welchen oft besagte Kordula Renata an seines Großvaters Großvatern, den Amtmann August Erdmann Julius geschrieben hat aus Velstein, was ein klein Städtlein oder Marktflecken in selbiger Gegend ist. Steht auf dem Briefe hinten von des Amtmanns Hand: 'Hab' ihr zehn Gulden lassen zukommen durch einen Nürnbergischen Kaufmann, dieweilen ich selber nit mehr konnt' erübrigen in dieser harten Kriegszeit bei habenden acht lebenden Kindlein. Weiß nit, wie es ihr weiter gangen, hab niemalen mehr etwas in Erfahrung bringen können!' - Also lässt auch der Chronikschreiber die Sache auf ihr beruhen." Da ich nun andrer Ansicht als der Chronist war und die Sache durchaus nicht "auf ihr beruhen lassen", wollte, hatte ich mich nach Velstein begeben und hoffte im Archiv des Städtchens Nachrichten über die beiden Angehörigen meines Geschlechtes zu finden, die der Sturm vom Jahre 1634 ins Elend gejagt hatte. - ...
... Eine nicht gewöhnliche Veranlassung hatte mich in das Städtchen geführt. In einer alten Familienchronik war ich auf folgenden Eintrag gestoßen: "Von oft besagtem Hans Fortunatus ist uns gar wohl bekannt, dass er sich bei währenden Kriegsunruhen zu denen Schweden begeben und für das reine Evangelium unter Gustavus Adolphus gekämpft hat als ein Rittmeister. Ist hernachmals in der Nördlinger Affaire auch als ein Rittmeister unter dem Generalfeldmarschall Horn vorm Feind ums Leben kommen. Hat sich sein Wittib Kordula Renata, von welcher ich oben schon gehandelt, mitsamt ihrem Töchterlein, genannt Reynheit, zu Fuß ins Neuburgische durchgebettelt. Hat mein Geschwisterkindsvetter Karl Georg, der Pfarrer, mir noch einen alten, beweglichen Brief vorgewiesen, welchen oft besagte Kordula Renata an seines Großvaters Großvatern, den Amtmann August Erdmann Julius geschrieben hat aus Velstein, was ein klein Städtlein oder Marktflecken in selbiger Gegend ist. Steht auf dem Briefe hinten von des Amtmanns Hand: 'Hab' ihr zehn Gulden lassen zukommen durch einen Nürnbergischen Kaufmann, dieweilen ich selber nit mehr konnt' erübrigen in dieser harten Kriegszeit bei habenden acht lebenden Kindlein. Weiß nit, wie es ihr weiter gangen, hab niemalen mehr etwas in Erfahrung bringen können!' - Also lässt auch der Chronikschreiber die Sache auf ihr beruhen." Da ich nun andrer Ansicht als der Chronist war und die Sache durchaus nicht "auf ihr beruhen lassen", wollte, hatte ich mich nach Velstein begeben und hoffte im Archiv des Städtchens Nachrichten über die beiden Angehörigen meines Geschlechtes zu finden, die der Sturm vom Jahre 1634 ins Elend gejagt hatte. - ...