Meine ersten Zeichnungen existieren nicht mehr. In der Oberschule hingen meine besten Zeichnungen neben denen meiner Mitschüler im Lichthof aus. Bevor ich in die Schule kam, überraschte ich meinen Großvater zum Geburtstag mit dem aus einem Ziegelstein heraus gemeißeltem stilisiertem Gesicht. Die Ohren waren mir nicht so richtig gelungen und Augen Nase sowie Mund hatte ich nur in den flachen Stein als Vertiefungen hinein gegraben, doch es war deutlich ein Gesicht erkennbar. Es blieb der einzige bildnerische Versuch mit einem doch recht hartem und sprödem Material. Plastilin und Ton waren mir leichter zu bearbeiten und kurz nach dem Krieg stellte ich für unsere Kasperle-Truppe in der Schule jede Menge Puppenköpfe aus eingeweichtem Zeitungspapier her, das zusammen mit etwas Dextrin zu einer steinharten Masse trocknete und farbig angepinselt werden konnte. Vorher aber stürzte ich mich auf das Zeichnen. Jedes verfügbare Stückchen Papier verzierte ich mit Bleistift- oder Bundstiftstrichen und zeichnete mit großem Vergnügen Tiere. Mein Freund Heinzi animierte mich eines Tages dazu, einen Geparden an die Tafel zu zeichnen. Nun war ich solche Formate nicht gewöhnt und für die Beine hatte ich nicht mehr ausreichend Platz, sie gerieten etwas zu kurz. Das Tier erinnerte mehr an einen Leoparden. Trotzdem waren meine Mitschüler beeindruckt. Als die Lehrerin die vordere Tafel herunterzog, blickte sie erstaunt auf die Zeichnung dahinter und fragte mit strenger Miene: „Wer war das?“ Zunächst muckste sich keiner, doch dann kam es heraus. „Das war Martin!“ Ich versank in meiner Bank. Die Lehrerin rief mich nach vorne und drückte mir ein Stück Kreide in die Hand: „Du musst Deinen Namen darunter schreiben, seine Bilder signiert man, und ich trage Dir eine Eins ein.“ Ich konnte mein Glück kaum fassen und weiß bis heute nicht, in welchem Fach sie mir die Zensur gab. Eines Tages empfahl mir meine Frau, mich doch im Malzirkel ihres Betriebes anzumelden. Nach widersprüchlichem Überlegen stellte ich mich mit einem Bild dann dort einmal vor. Die Zirkelleiterin war Dagmar Glaser-Lauermann, von der z.B. das bekannte Tierpark-Mosaik im U-Bahn-Ausgang Friedrichsfelde stammt. Mein buntes Stillleben war ihr zu farbenfreudig und sie riet mir, nur 3 Hauptfarben zu verwenden. Ich besuchte dann regelmäßig den Malzirkel. Da unsere Chefin sehr zurückhaltend war, gelang es jedem Teilnehmer, seinen individuellen Stil zu entwickeln.
Meine ersten Zeichnungen existieren nicht mehr. In der Oberschule hingen meine besten Zeichnungen neben denen meiner Mitschüler im Lichthof aus. Bevor ich in die Schule kam, überraschte ich meinen Großvater zum Geburtstag mit dem aus einem Ziegelstein heraus gemeißeltem stilisiertem Gesicht. Die Ohren waren mir nicht so richtig gelungen und Augen Nase sowie Mund hatte ich nur in den flachen Stein als Vertiefungen hinein gegraben, doch es war deutlich ein Gesicht erkennbar. Es blieb der einzige bildnerische Versuch mit einem doch recht hartem und sprödem Material. Plastilin und Ton waren mir leichter zu bearbeiten und kurz nach dem Krieg stellte ich für unsere Kasperle-Truppe in der Schule jede Menge Puppenköpfe aus eingeweichtem Zeitungspapier her, das zusammen mit etwas Dextrin zu einer steinharten Masse trocknete und farbig angepinselt werden konnte. Vorher aber stürzte ich mich auf das Zeichnen. Jedes verfügbare Stückchen Papier verzierte ich mit Bleistift- oder Bundstiftstrichen und zeichnete mit großem Vergnügen Tiere. Mein Freund Heinzi animierte mich eines Tages dazu, einen Geparden an die Tafel zu zeichnen. Nun war ich solche Formate nicht gewöhnt und für die Beine hatte ich nicht mehr ausreichend Platz, sie gerieten etwas zu kurz. Das Tier erinnerte mehr an einen Leoparden. Trotzdem waren meine Mitschüler beeindruckt. Als die Lehrerin die vordere Tafel herunterzog, blickte sie erstaunt auf die Zeichnung dahinter und fragte mit strenger Miene: „Wer war das?“ Zunächst muckste sich keiner, doch dann kam es heraus. „Das war Martin!“ Ich versank in meiner Bank. Die Lehrerin rief mich nach vorne und drückte mir ein Stück Kreide in die Hand: „Du musst Deinen Namen darunter schreiben, seine Bilder signiert man, und ich trage Dir eine Eins ein.“ Ich konnte mein Glück kaum fassen und weiß bis heute nicht, in welchem Fach sie mir die Zensur gab. Eines Tages empfahl mir meine Frau, mich doch im Malzirkel ihres Betriebes anzumelden. Nach widersprüchlichem Überlegen stellte ich mich mit einem Bild dann dort einmal vor. Die Zirkelleiterin war Dagmar Glaser-Lauermann, von der z.B. das bekannte Tierpark-Mosaik im U-Bahn-Ausgang Friedrichsfelde stammt. Mein buntes Stillleben war ihr zu farbenfreudig und sie riet mir, nur 3 Hauptfarben zu verwenden. Ich besuchte dann regelmäßig den Malzirkel. Da unsere Chefin sehr zurückhaltend war, gelang es jedem Teilnehmer, seinen individuellen Stil zu entwickeln.