Erasmus von Rotterdam als Philosoph

Die Anfänge einer naturalistischen Lebensphänomenologie im frühneuzeitlichen Humanismus

Nonfiction, Religion & Spirituality, Philosophy, Medieval
Cover of the book Erasmus von Rotterdam als Philosoph by Peter Baumanns, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Peter Baumanns ISBN: 9783656378068
Publisher: GRIN Verlag Publication: February 26, 2013
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Peter Baumanns
ISBN: 9783656378068
Publisher: GRIN Verlag
Publication: February 26, 2013
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Neuzeit (ca. 1350-1600), , Sprache: Deutsch, Abstract: Der Ruhm des Desiderius Erasmus Roterodamus, der zumindest im christlich beeinflussten Kulturbereich nach einem halben Jahrtausend noch andauert, eignet dem Theologen, klassisch-literarischen Philologen, religiösen Humanisten, Literaten und Intellektuellen, nur zu einem geringen Teil aber dem Philosophen. Erkennt man letzteren überhaupt an, weiß man in der Regel nicht, mit welchem Profil man ihn der Philosophiegeschichte einordnen soll. Oft wird Luthers Aburteilung des Theologen mit Ausdehnung auf den ganzen Mann und sein Werk zitiert: 'Erasmus est anguilla. Niemand kann ihn ergreiffen denn Christus allein. Est vir duplex.' Für eine systematische Annäherung an die Erasmische Philosophie wird mit Denominationen wie 'vir duplex', 'homo duplex' 'Ambivalenz' und besonders 'Vieldeutigkeit' eine brauchbare Problemstellung gewonnen. Erasmus' Philosophieren besteht darin, praktisch wertvolle Einsichten in den Lauf der Dinge, die Wirksamkeit der unaufhörlich produktiven Natur, aus eigener Beobachtung und literarischen Quellen zu sammeln, sie aber dem Gegenstand gemäß nicht festzuschreiben, sondern immer im Blick auf das prozessuale Ganze zu relativieren und für weitere Relativierungen nicht zuletzt in 'Vertraulichen Gesprächen' offen zu halten. Im Fokus steht nicht das theoretische Wissen mit seinen Grundlagen, Wegen und Grenzen, sondern die Frage der Erkennbarkeit der wahren Güter des Lebens. Allgemein hat wohl die Furcht, den 'ganzen' Erasmus aus den Augen zu verlieren, eine Isolation des profanen Teils des philosophischen Hauptwerkes 'Laus Stultitiae' ('Moriae Encomium id est Stultitiae Laus'), entsprechender 'Colloquia familiaria' bzw. von Teilen derselben und anderer Texte verhindert. Nur dieses Verfahren aber bringt Erasmus' metaphysisch zurückhaltende und theologisch neutrale, dem naturalen Leben integrierte Philosophie in den Blick. Im Ergebnis der naturalistischen Lebensphänomenologie führt das Weisheitsstreben als grundsätzlich veränderbare Glückskonzeption nicht zu skeptischer Urteilsenthaltung, sondern ermöglicht als Besitz alternativer Weltzugänge und damit als Urteilsbefähigung unter bestimmten Voraussetzungen den Fortgang der theoretisch-praktischen Welterschließung. Die Interpretation wählt als Leitfaden durch die 'Erasmische Vieldeutigkeit' die scheinbar unvereinbaren Äußerungen zur Geschlechterdifferenz.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Neuzeit (ca. 1350-1600), , Sprache: Deutsch, Abstract: Der Ruhm des Desiderius Erasmus Roterodamus, der zumindest im christlich beeinflussten Kulturbereich nach einem halben Jahrtausend noch andauert, eignet dem Theologen, klassisch-literarischen Philologen, religiösen Humanisten, Literaten und Intellektuellen, nur zu einem geringen Teil aber dem Philosophen. Erkennt man letzteren überhaupt an, weiß man in der Regel nicht, mit welchem Profil man ihn der Philosophiegeschichte einordnen soll. Oft wird Luthers Aburteilung des Theologen mit Ausdehnung auf den ganzen Mann und sein Werk zitiert: 'Erasmus est anguilla. Niemand kann ihn ergreiffen denn Christus allein. Est vir duplex.' Für eine systematische Annäherung an die Erasmische Philosophie wird mit Denominationen wie 'vir duplex', 'homo duplex' 'Ambivalenz' und besonders 'Vieldeutigkeit' eine brauchbare Problemstellung gewonnen. Erasmus' Philosophieren besteht darin, praktisch wertvolle Einsichten in den Lauf der Dinge, die Wirksamkeit der unaufhörlich produktiven Natur, aus eigener Beobachtung und literarischen Quellen zu sammeln, sie aber dem Gegenstand gemäß nicht festzuschreiben, sondern immer im Blick auf das prozessuale Ganze zu relativieren und für weitere Relativierungen nicht zuletzt in 'Vertraulichen Gesprächen' offen zu halten. Im Fokus steht nicht das theoretische Wissen mit seinen Grundlagen, Wegen und Grenzen, sondern die Frage der Erkennbarkeit der wahren Güter des Lebens. Allgemein hat wohl die Furcht, den 'ganzen' Erasmus aus den Augen zu verlieren, eine Isolation des profanen Teils des philosophischen Hauptwerkes 'Laus Stultitiae' ('Moriae Encomium id est Stultitiae Laus'), entsprechender 'Colloquia familiaria' bzw. von Teilen derselben und anderer Texte verhindert. Nur dieses Verfahren aber bringt Erasmus' metaphysisch zurückhaltende und theologisch neutrale, dem naturalen Leben integrierte Philosophie in den Blick. Im Ergebnis der naturalistischen Lebensphänomenologie führt das Weisheitsstreben als grundsätzlich veränderbare Glückskonzeption nicht zu skeptischer Urteilsenthaltung, sondern ermöglicht als Besitz alternativer Weltzugänge und damit als Urteilsbefähigung unter bestimmten Voraussetzungen den Fortgang der theoretisch-praktischen Welterschließung. Die Interpretation wählt als Leitfaden durch die 'Erasmische Vieldeutigkeit' die scheinbar unvereinbaren Äußerungen zur Geschlechterdifferenz.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Sozialkompetenz-Training in der betrieblichen Ausbildung by Peter Baumanns
Cover of the book Achtsame Biografiearbeit als Weg für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zu Professionalität und Wohlbefinden by Peter Baumanns
Cover of the book Chancen und Grenzen des Mediums Internet im Kindesalter by Peter Baumanns
Cover of the book Modelle medialer Kommunikation by Peter Baumanns
Cover of the book Determinanten des Erfolgs demokratischer Revolutionen by Peter Baumanns
Cover of the book Stundenplanung: Galvanische Zellen by Peter Baumanns
Cover of the book Die Prozesse gegen die RAF Terroristen by Peter Baumanns
Cover of the book Mehr Autonomie in der Arbeit durch weniger Hierarchie in der Organisation by Peter Baumanns
Cover of the book Entwicklung und Einführung eines zielgruppenspezifischen Konzeptes zur Gewinnung und Bindung von qualifizierten Fachkräften in mittelständischen Unternehmen by Peter Baumanns
Cover of the book Simone de Beauvoir by Peter Baumanns
Cover of the book Krisenkommunikation. Die Bedeutung für die Bewältigung von Krisen aus Unternehmenssicht by Peter Baumanns
Cover of the book Medien und öffentlich Meinung in der BRD und den USA by Peter Baumanns
Cover of the book Analyse der Wirtschaftlichkeit von E-Cars aus Sicht der Kunden by Peter Baumanns
Cover of the book Die Argumente von Benua (1997) gegen die stratale Optimalitätstheorie in der Analyse by Peter Baumanns
Cover of the book Adipositas bei Kindern mit Bezug zum Sport by Peter Baumanns
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy