'Cardillac' - Künstler und Verbrecher

Zu E.T.A. Hoffmanns 'Fräulein von Scuderi'

Fiction & Literature, Literary Theory & Criticism, European, German
Cover of the book 'Cardillac' - Künstler und Verbrecher by Imke Barfknecht, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Imke Barfknecht ISBN: 9783638605342
Publisher: GRIN Verlag Publication: January 31, 2007
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Imke Barfknecht
ISBN: 9783638605342
Publisher: GRIN Verlag
Publication: January 31, 2007
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin, 21 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: E.T.A. Hoffmanns Erzählung 'Das Fräulein von Scuderi' ist seit ihrem erstmaligen Erscheinen 1820 in der Forschung in vielfacher Weise interpretiert worden: als erste Detektiverzählung der deutschen Literaturgeschichte, als Gesellschafts- und Herrschaftskritik, die das inhumane Vorgehen der Justiz aufzeigen soll, als Heilsgeschichte, die das tugendhafte Fräulein in Gegensatz zur verfallenen und dekadenten Welt stellt, oder als Künstlernovelle, die das Schicksal des genialen aber wahnsinnigen Cardillac schildert. Tatsächlich sind all jene nur Teilaspekte und erst zusammen ergeben sie die Erzählung. Im folgenden soll dennoch das Augenmerk auf die Gestalt des Goldschmieds und Mörders René Cardillac gerichtet werden. Er scheint dem Leser, dem Kritiker und dem Interpreten auf den ersten Blick eine äußerst fremde und absolut unmoralische Person zu sein. Bereits die ersten Rezensionen nach der Veröffentlichung verdeutlichen dies: ' [...] zu rechten wäre dagegen mit dem Verf., daß er seine teuflische Figur Cardillac rein unmenschlich darstellt, indem er ihn allemal erst nach begangenen Mordthaten Ruhe und Seelenzufriedenheit als beharrlichen Zustand genießen läßt, ein Zustand, zu dem das Phantasma vom bösen Stern [...] nicht hinreicht, dem nur die unmittelbarste Einwirkung des Satans [...] Statthaftigkeit und Wahrheit geben konnte. Auch wäre vielleicht die Geschichte noch anziehender geworden, wenn der Bösewicht nicht als wunderlich, sondern als bloßer Ausbund menschlicher Lasterhaftigkeit dastände.'1 Cardillac lediglich vom moralischen Standpunkt aus zu beurteilen wird aber offensichtlich der Gestalt, die Hoffmann uns präsentiert, nicht gerecht. Denn er ist ja kein wahllos mordender Irrer, sondern eine komplexe Persönlichkeit, die sich seinen Taten durchaus bewußt ist: 'Glaube nicht, daß ich darum, weil ich tun muß, was ich nicht lassen kann, jenem Gefühl des Mitleids, des Erbarmens, was in der Natur des Menschen bedingt sein soll, rein entsagt habe.'2 Nun sollen verschiedene Aspekte genauer untersucht werden, die Licht hinter die Gestalt Cardillac und seinen Taten bringen könnten.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin, 21 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: E.T.A. Hoffmanns Erzählung 'Das Fräulein von Scuderi' ist seit ihrem erstmaligen Erscheinen 1820 in der Forschung in vielfacher Weise interpretiert worden: als erste Detektiverzählung der deutschen Literaturgeschichte, als Gesellschafts- und Herrschaftskritik, die das inhumane Vorgehen der Justiz aufzeigen soll, als Heilsgeschichte, die das tugendhafte Fräulein in Gegensatz zur verfallenen und dekadenten Welt stellt, oder als Künstlernovelle, die das Schicksal des genialen aber wahnsinnigen Cardillac schildert. Tatsächlich sind all jene nur Teilaspekte und erst zusammen ergeben sie die Erzählung. Im folgenden soll dennoch das Augenmerk auf die Gestalt des Goldschmieds und Mörders René Cardillac gerichtet werden. Er scheint dem Leser, dem Kritiker und dem Interpreten auf den ersten Blick eine äußerst fremde und absolut unmoralische Person zu sein. Bereits die ersten Rezensionen nach der Veröffentlichung verdeutlichen dies: ' [...] zu rechten wäre dagegen mit dem Verf., daß er seine teuflische Figur Cardillac rein unmenschlich darstellt, indem er ihn allemal erst nach begangenen Mordthaten Ruhe und Seelenzufriedenheit als beharrlichen Zustand genießen läßt, ein Zustand, zu dem das Phantasma vom bösen Stern [...] nicht hinreicht, dem nur die unmittelbarste Einwirkung des Satans [...] Statthaftigkeit und Wahrheit geben konnte. Auch wäre vielleicht die Geschichte noch anziehender geworden, wenn der Bösewicht nicht als wunderlich, sondern als bloßer Ausbund menschlicher Lasterhaftigkeit dastände.'1 Cardillac lediglich vom moralischen Standpunkt aus zu beurteilen wird aber offensichtlich der Gestalt, die Hoffmann uns präsentiert, nicht gerecht. Denn er ist ja kein wahllos mordender Irrer, sondern eine komplexe Persönlichkeit, die sich seinen Taten durchaus bewußt ist: 'Glaube nicht, daß ich darum, weil ich tun muß, was ich nicht lassen kann, jenem Gefühl des Mitleids, des Erbarmens, was in der Natur des Menschen bedingt sein soll, rein entsagt habe.'2 Nun sollen verschiedene Aspekte genauer untersucht werden, die Licht hinter die Gestalt Cardillac und seinen Taten bringen könnten.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Events. Boom bei Open Air und Festivalveranstaltungen by Imke Barfknecht
Cover of the book Organisatorische, rechtliche und institutionelle Bedingungen der Erwachsenenbildung; mit einem exemplarischen Exkurs zur gewerkschaftlichen Bildungsarbeit by Imke Barfknecht
Cover of the book Die Missionierung durch die Jesuiten in Paraguay. Ein Utopia der Renaissance? by Imke Barfknecht
Cover of the book Geschichte und Formen des Snowboardens by Imke Barfknecht
Cover of the book Eine Glaubensfrage: Die Entscheidung zwischen Rationalismus und Irrationalismus by Imke Barfknecht
Cover of the book Einsatzmöglichkeiten der Radio-Frequency-Identification-Technologie (RFID) aus betriebswirtschaftlicher Sicht by Imke Barfknecht
Cover of the book Basistechniken des Coaching by Imke Barfknecht
Cover of the book Das deutsche Gesundheitswesen: Eine Cluster- und Faktorenanalyse der medizinischen Versorgung in Landkreisen und kreisfreien Städten by Imke Barfknecht
Cover of the book Lesestrategien und Vorwissen - Ein empirischer Vergleich zum Textverständnis bei Neuntklässlern by Imke Barfknecht
Cover of the book Unterrichtsstunde: Spiele zur Förderung der Laufausdauer: 'Die Post verteilt Briefe' (3. Klasse) by Imke Barfknecht
Cover of the book Koordinative Spiel- und Fahrformen im Kinderskiunterricht by Imke Barfknecht
Cover of the book Einführung in die psychoanalytische Kunstinterpretation by Imke Barfknecht
Cover of the book Female mythologies in contemporary chicana literature by Imke Barfknecht
Cover of the book Rechenschwäche in der Grundschule. Symptome, Ursachen und Fördermöglichkeiten einer Teilleistungsschwäche by Imke Barfknecht
Cover of the book Europäischer Betriebsrat am Beispiel von Opel by Imke Barfknecht
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy