Author: | Ulrich R. Rohmer | ISBN: | 9783736883512 |
Publisher: | BookRix | Publication: | March 17, 2015 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | Ulrich R. Rohmer |
ISBN: | 9783736883512 |
Publisher: | BookRix |
Publication: | March 17, 2015 |
Imprint: | |
Language: | German |
Das Griechisch von Petrus und Jakobus besteht in der Tat aus langen Sätzen, vornehmlich Partizipialverbindungen mit Konjunktionen und relativen Anschlüssen. Ist das ein Zeichen für gepflegtes Sprechen und Schreiben? Früher habe ich auch so gedacht, zumal ich die unglaublich lange Sätze von Immanuel Kant kannte und auch von Hegel. Ich denke heute anders, nachdem mir wieder meine drei "Wegkreuzer" bewusst geworden sind. Lange, irgendwie verbundene Sätze (und das Griechisch verwendet sehr gern und oft Partizipien) sind wohl eher Zeichen unmittelbarer, lebendiger, gern redender Leute. Kultiviertes, gleichsam durchdachtes Schreiben ist in dieser Hinsicht wohl dann am Werke, wenn der Schreiber relativ kurze Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt entwickelt, auch um das Verständnis für den Leser zu erleichtern. Daher nenne ich das Griechisch des Johannesevangeliums extrem kultiviert. Petrus und Judas hingegen schreiben wie einfache und gern redende Leute, man merkt daran, dass sie am liebsten nicht aufhören möchten, so bewegt sind sie. Das macht viele Sätze so lang und kompliziert für den Übersetzer. Freilich ist auch Johannes bewegt, nur konnte er schreiben – einfach, grundlegend und deutlich, und das ist nicht jedem gegeben. Bei der Lektüre von Petrus und Judas wird man schnell eintauchen in Themen, welche den Freund und Bruder Jesu so dringend bewegten, damit sie ihre Zeilen aufs Papier brachten, dramatisch ist auch der Vergleich zwischen frühem 1. Petr und späterem 2. Petr. Da finden sich Ausdrücke erschreckender Aktualität selbst heute, nach zweitausend Jahren. Und wenn wir der Ansicht des berühmten Herrenjüngers folgen, dann sind seit dem Weggehen Jesu erst zwei Tage vergangen... Es ist auf alle Fälle eine lohnende Herausforderung für den Griechischlernenden, die Sätze auseinanderzuklamüsern, und auch der normale Bibelleser wird in der Übersetzung reichlich Aufklärung und Anstoß finden für sein Studium.
Das Griechisch von Petrus und Jakobus besteht in der Tat aus langen Sätzen, vornehmlich Partizipialverbindungen mit Konjunktionen und relativen Anschlüssen. Ist das ein Zeichen für gepflegtes Sprechen und Schreiben? Früher habe ich auch so gedacht, zumal ich die unglaublich lange Sätze von Immanuel Kant kannte und auch von Hegel. Ich denke heute anders, nachdem mir wieder meine drei "Wegkreuzer" bewusst geworden sind. Lange, irgendwie verbundene Sätze (und das Griechisch verwendet sehr gern und oft Partizipien) sind wohl eher Zeichen unmittelbarer, lebendiger, gern redender Leute. Kultiviertes, gleichsam durchdachtes Schreiben ist in dieser Hinsicht wohl dann am Werke, wenn der Schreiber relativ kurze Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt entwickelt, auch um das Verständnis für den Leser zu erleichtern. Daher nenne ich das Griechisch des Johannesevangeliums extrem kultiviert. Petrus und Judas hingegen schreiben wie einfache und gern redende Leute, man merkt daran, dass sie am liebsten nicht aufhören möchten, so bewegt sind sie. Das macht viele Sätze so lang und kompliziert für den Übersetzer. Freilich ist auch Johannes bewegt, nur konnte er schreiben – einfach, grundlegend und deutlich, und das ist nicht jedem gegeben. Bei der Lektüre von Petrus und Judas wird man schnell eintauchen in Themen, welche den Freund und Bruder Jesu so dringend bewegten, damit sie ihre Zeilen aufs Papier brachten, dramatisch ist auch der Vergleich zwischen frühem 1. Petr und späterem 2. Petr. Da finden sich Ausdrücke erschreckender Aktualität selbst heute, nach zweitausend Jahren. Und wenn wir der Ansicht des berühmten Herrenjüngers folgen, dann sind seit dem Weggehen Jesu erst zwei Tage vergangen... Es ist auf alle Fälle eine lohnende Herausforderung für den Griechischlernenden, die Sätze auseinanderzuklamüsern, und auch der normale Bibelleser wird in der Übersetzung reichlich Aufklärung und Anstoß finden für sein Studium.