Author: | ISBN: | 9783749420711 | |
Publisher: | Books on Demand | Publication: | July 25, 2019 |
Imprint: | Language: | German |
Author: | |
ISBN: | 9783749420711 |
Publisher: | Books on Demand |
Publication: | July 25, 2019 |
Imprint: | |
Language: | German |
Es war einmal ein König von Papierland, der hatte viele Millionen Soldaten, die waren alle aus Blei und gingen auf den Köpfen. Man schmierte ihnen diese mit schwarzer Farbe ein, und dann marschierten sie Tag und Nacht über endloses Papier hin und hinterließen gar seltsame Spuren. Kluge Leute, die lesen gelernt hatten, konnten daraus vieles erfahren; wie es mit Krieg und Frieden und Handel und Wandel stand, und wie die Welt von ihren Königen mithilfe der Blauen, der Gelben, der Schwarzen, der Roten und der Goldenen gar weise regiert wurde. Schöne Geschichten gab es dort zu lesen, in denen die Tugend belohnt und das Laster bestraft wurde, und wunderschöne Gedichte, die sich hinten und vorn und in der Mitte ganz anmutig reimten, und wenn einer wissen wollte, was sich in der ganzen Welt von Honolulu bis Nimmersatt oder von Sydney in Australien bis Winsen an der Aller ereignet hatte, so stand es da schwarz auf weiß. Hatte jemand das Bedürfnis zu erfahren, wo es die längsten Giraffen, die dicksten Kartoffeln, die elegantesten Bartbinden, die süßesten Pfefferkuchenherzen gibt, so wurde auch diesem geholfen. Und dann die Bilder! Wo in der Welt auch nur etwas geschah, gleich waren die großen Guckmaschinen mit den Glasaugen dahinterher, und - schnapp! - gab es ein Bild, sodass der Vesuv bei seinem neuesten Ausbruch noch nicht ausgespien hatte, als er schon vor aller Welt auf dem Papier stand. Als nun aber der König eines Tages die Arbeiten seiner fleißigen Bleisoldaten und der großen Guckmaschinen musterte, da vermisste er etwas. Das, was heute neu und morgen schon wieder alt ist, war in Fülle vorhanden; aber an dem, was sich nie und nimmer begeben hat und darum auch nicht veralten kann, mangelte es. Das sollte anders werden; er drückte auf einen Knopf, und nach einer kurzen Weile steckte sein erster Minister den Kopf in die Tür. »Märchen!«, sagte der König. »Sehr wohl!«, antwortete der Minister und verschwand. Nun ging also ein großes Schreiben aus in alle Welt an alle Schriftgelehrten und Märchenmacher und es wurden für das beste Märchen drei Beutel, für das zweitbeste zwei Beutel und für das drittbeste ein Beutel mit Goldstücken ausgesetzt. ...
Es war einmal ein König von Papierland, der hatte viele Millionen Soldaten, die waren alle aus Blei und gingen auf den Köpfen. Man schmierte ihnen diese mit schwarzer Farbe ein, und dann marschierten sie Tag und Nacht über endloses Papier hin und hinterließen gar seltsame Spuren. Kluge Leute, die lesen gelernt hatten, konnten daraus vieles erfahren; wie es mit Krieg und Frieden und Handel und Wandel stand, und wie die Welt von ihren Königen mithilfe der Blauen, der Gelben, der Schwarzen, der Roten und der Goldenen gar weise regiert wurde. Schöne Geschichten gab es dort zu lesen, in denen die Tugend belohnt und das Laster bestraft wurde, und wunderschöne Gedichte, die sich hinten und vorn und in der Mitte ganz anmutig reimten, und wenn einer wissen wollte, was sich in der ganzen Welt von Honolulu bis Nimmersatt oder von Sydney in Australien bis Winsen an der Aller ereignet hatte, so stand es da schwarz auf weiß. Hatte jemand das Bedürfnis zu erfahren, wo es die längsten Giraffen, die dicksten Kartoffeln, die elegantesten Bartbinden, die süßesten Pfefferkuchenherzen gibt, so wurde auch diesem geholfen. Und dann die Bilder! Wo in der Welt auch nur etwas geschah, gleich waren die großen Guckmaschinen mit den Glasaugen dahinterher, und - schnapp! - gab es ein Bild, sodass der Vesuv bei seinem neuesten Ausbruch noch nicht ausgespien hatte, als er schon vor aller Welt auf dem Papier stand. Als nun aber der König eines Tages die Arbeiten seiner fleißigen Bleisoldaten und der großen Guckmaschinen musterte, da vermisste er etwas. Das, was heute neu und morgen schon wieder alt ist, war in Fülle vorhanden; aber an dem, was sich nie und nimmer begeben hat und darum auch nicht veralten kann, mangelte es. Das sollte anders werden; er drückte auf einen Knopf, und nach einer kurzen Weile steckte sein erster Minister den Kopf in die Tür. »Märchen!«, sagte der König. »Sehr wohl!«, antwortete der Minister und verschwand. Nun ging also ein großes Schreiben aus in alle Welt an alle Schriftgelehrten und Märchenmacher und es wurden für das beste Märchen drei Beutel, für das zweitbeste zwei Beutel und für das drittbeste ein Beutel mit Goldstücken ausgesetzt. ...