Das »übellaunigste Reisebuch aller Zeiten« (Dirk Schümer) entstand wohl aus Enttäuschung. Der Untertitel gibt Auskunft über die Intention: »Bericht über eine merkwürdige Reise im Jahre 1833 in den hesperischen Gefilden als Warnungsstimme für alle, welche sich dahin sehnen«. Eine romantisch verklärte Begeisterung für Italien herrschte in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Auch Gustav Nicolai, Beamter der preußischen Militärjustiz, Komponist und Schriftsteller, war äußerst positiv gestimmt, als er mit Ehefrau, Bruder und Freund am 1. Mai 1833 in Berlin zu einer fünfzehnwöchigen Reise nach Italien aufbrach – sozusagen auf den Spuren Goethes. Sie reisten wie Wohlhabende in einer eigenen Kutsche, an den Poststationen mieteten sie Pferde und Postillione, was allein schon regelmäßig zu Streit über die Kosten führte. Die Reisenden sahen sich auch von Gastwirten und Zöllnern übervorteilt und von Bettlern verfolgt. Hinzu kamen das ungewohnte Essen – keine Butter, nur Olivenöl; kein Brot, nur Nudeln – und die Flöhe in den Gasthöfen. Dementsprechend schlecht gelaunt nahm Gustav Nicolai die Sehenswürdigkeiten und die Menschen wahr, die er gleichwohl sehr detailreich beschreibt, aber durchweg in einer überheblichen Art. Seinerzeit löste Nicolais Buch eine große Debatte aus. Es brachte ihm sowohl Lob ein (»... tritt den unbedingten Lobrednern Italiens mutig entgegen«) als auch Spott und Kritik (»spießbürgerliche Anmaßung und Ignoranz«). Heute amüsiert und informiert sein Reisebericht gleichermaßen.
Vollständige, neu gesetzte und mit zahlreichen Anmerkungen versehene Ausgabe der in zwei Bänden erschienenen Erstausgabe von 1834, ergänzt mit zeitgenössischen Kritiken und Dokumenten.
»Gustav Nicolai brachten seine Schimpfkanonaden zwar eine Goldmedaille vom preußischen König ein, dafür war sein Ruf als Schriftsteller und Kulturmensch aber lebenslang ramponiert: Wer Italien so generell schmäht, kann nur ein Banause sein. Das ist heute immer noch richtig, doch bereitet heute die Lektüre von Nicolais pedantischen Mäkeleien ein Vergnügen zwischen Schadenfreude, Zustimmung und Ironie. Wer hat selber nicht Ähnliches erlebt?«
Dirk Schümer in: Die Welt, 24. Mai 2015
»Die Lebendigkeit seiner Auffassung und seiner Darstellung ist bewundernswert. ... Unübertrefflich ist er, wo er den Pöbel und das Bettlervolk in seiner unvergesslichen Scheußlichkeit darstellt. ... Man befindet sich, so lange man dies merkwürdige Buch liest, mitten in Italien.«
Das Literaturblatt, 1835
»Zur Verzweiflung bringen [ihn] mehr als alles die Flöhe, die es zu ahnen schienen, dass der Verfasser ein Buch gegen sie schreiben würde.«
Blätter für literarische Unterhaltung, 1834
»Wie er, der mit glühender Begeisterung und auf den Schwingen der heißesten Sehnsucht unter den glücklichsten äußern Verhältnissen dem allgepriesenen Lande entgegeneilte, Tag um Tag, ja Stunde um Stunde bitter enttäuscht wurde, und wie er von all dem Schönen jenes durch poetisierende Reisende idealisierten Italiens nichts fand, als den Boden der rauesten Wirklichkeit: – alles dieses und noch viel anderes Interessantes wird der Leser aus dem Werke selbst mit eben so viel Teilnahme als wachsendem Erstaunen entnehmen.«
Vossische Zeitung, 1834
»Wackerer Deutscher, der Du frei und ohne Furcht vor dem Natterngezücht der Speichellecker und Schmarotzer Deine Stimme erhobst und uns Italien, das angebetete Feenland, das Eldorado der Phantasie, geschildert hast, wie es wirklich ist, und dadurch bewiesen hast, wie unser Deutschland mit seinen kräftigen Eichen und gesunden Herzen, selbst von seinen Söhnen hintenangesetzt und beachselt, so hoch emporrage über Italien; empfange den glühendsten Dank aller derer, die gleich Dir im süßen Orangenlande so bitter enttäuscht wurden!«
Frankfurter Konversationsblatt, 1834
Das »übellaunigste Reisebuch aller Zeiten« (Dirk Schümer) entstand wohl aus Enttäuschung. Der Untertitel gibt Auskunft über die Intention: »Bericht über eine merkwürdige Reise im Jahre 1833 in den hesperischen Gefilden als Warnungsstimme für alle, welche sich dahin sehnen«. Eine romantisch verklärte Begeisterung für Italien herrschte in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Auch Gustav Nicolai, Beamter der preußischen Militärjustiz, Komponist und Schriftsteller, war äußerst positiv gestimmt, als er mit Ehefrau, Bruder und Freund am 1. Mai 1833 in Berlin zu einer fünfzehnwöchigen Reise nach Italien aufbrach – sozusagen auf den Spuren Goethes. Sie reisten wie Wohlhabende in einer eigenen Kutsche, an den Poststationen mieteten sie Pferde und Postillione, was allein schon regelmäßig zu Streit über die Kosten führte. Die Reisenden sahen sich auch von Gastwirten und Zöllnern übervorteilt und von Bettlern verfolgt. Hinzu kamen das ungewohnte Essen – keine Butter, nur Olivenöl; kein Brot, nur Nudeln – und die Flöhe in den Gasthöfen. Dementsprechend schlecht gelaunt nahm Gustav Nicolai die Sehenswürdigkeiten und die Menschen wahr, die er gleichwohl sehr detailreich beschreibt, aber durchweg in einer überheblichen Art. Seinerzeit löste Nicolais Buch eine große Debatte aus. Es brachte ihm sowohl Lob ein (»... tritt den unbedingten Lobrednern Italiens mutig entgegen«) als auch Spott und Kritik (»spießbürgerliche Anmaßung und Ignoranz«). Heute amüsiert und informiert sein Reisebericht gleichermaßen.
Vollständige, neu gesetzte und mit zahlreichen Anmerkungen versehene Ausgabe der in zwei Bänden erschienenen Erstausgabe von 1834, ergänzt mit zeitgenössischen Kritiken und Dokumenten.
»Gustav Nicolai brachten seine Schimpfkanonaden zwar eine Goldmedaille vom preußischen König ein, dafür war sein Ruf als Schriftsteller und Kulturmensch aber lebenslang ramponiert: Wer Italien so generell schmäht, kann nur ein Banause sein. Das ist heute immer noch richtig, doch bereitet heute die Lektüre von Nicolais pedantischen Mäkeleien ein Vergnügen zwischen Schadenfreude, Zustimmung und Ironie. Wer hat selber nicht Ähnliches erlebt?«
Dirk Schümer in: Die Welt, 24. Mai 2015
»Die Lebendigkeit seiner Auffassung und seiner Darstellung ist bewundernswert. ... Unübertrefflich ist er, wo er den Pöbel und das Bettlervolk in seiner unvergesslichen Scheußlichkeit darstellt. ... Man befindet sich, so lange man dies merkwürdige Buch liest, mitten in Italien.«
Das Literaturblatt, 1835
»Zur Verzweiflung bringen [ihn] mehr als alles die Flöhe, die es zu ahnen schienen, dass der Verfasser ein Buch gegen sie schreiben würde.«
Blätter für literarische Unterhaltung, 1834
»Wie er, der mit glühender Begeisterung und auf den Schwingen der heißesten Sehnsucht unter den glücklichsten äußern Verhältnissen dem allgepriesenen Lande entgegeneilte, Tag um Tag, ja Stunde um Stunde bitter enttäuscht wurde, und wie er von all dem Schönen jenes durch poetisierende Reisende idealisierten Italiens nichts fand, als den Boden der rauesten Wirklichkeit: – alles dieses und noch viel anderes Interessantes wird der Leser aus dem Werke selbst mit eben so viel Teilnahme als wachsendem Erstaunen entnehmen.«
Vossische Zeitung, 1834
»Wackerer Deutscher, der Du frei und ohne Furcht vor dem Natterngezücht der Speichellecker und Schmarotzer Deine Stimme erhobst und uns Italien, das angebetete Feenland, das Eldorado der Phantasie, geschildert hast, wie es wirklich ist, und dadurch bewiesen hast, wie unser Deutschland mit seinen kräftigen Eichen und gesunden Herzen, selbst von seinen Söhnen hintenangesetzt und beachselt, so hoch emporrage über Italien; empfange den glühendsten Dank aller derer, die gleich Dir im süßen Orangenlande so bitter enttäuscht wurden!«
Frankfurter Konversationsblatt, 1834