Aus meinem Königreich: Tales from the Carpathian Mountains

Nonfiction, Religion & Spirituality, New Age, History, Fiction & Literature
Cover of the book Aus meinem Königreich: Tales from the Carpathian Mountains by Carmen Sylva, Library of Alexandria
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Author: Carmen Sylva ISBN: 9781465608659
Publisher: Library of Alexandria Publication: March 8, 2015
Imprint: Language: German
Author: Carmen Sylva
ISBN: 9781465608659
Publisher: Library of Alexandria
Publication: March 8, 2015
Imprint:
Language: German
Stolz war die schöne Pauna, sehr stolz. Sie hatte nicht umsonst so große, dunkle Augen mit schwarzen Brauen, die eine scharfe Ecke bildeten, und eine Adlernase. Ihr Mund war eher groß, aber schön geschnitten, und wenn sie sprach oder lachte, sah man die beiden Zahnreihen leuchten. Ihre schwarzen Zöpfe lagen wie eine Krone über der Stirn, und die Leute nannten sie scherzweise Pui de Imparat (Kaiser’s Junges), wenn sie mit ihren breiten Schultern und großen Schritten dahinging und den Kopf hielt, als trüge sie etwas. Sie war aber doch nicht zu stolz, den Kopf zu drehen, wenn Tannas vorbeiging, und ihn anzuhören, wenn er bei der Hora mit ihr sprach. Wenn man sie aber mit ihm neckte, schoß ihr das Rot in die Wangen, und eine scharfe Antwort strafte den Übermütigen. Tannas war von den übrigen Burschen sehr beneidet, besonders als man die Verlobung für ganz sicher hielt. Da wurde das Land mit Krieg überzogen, und Tannas mußte fort, mit dem Heere zur Donau hinab. Pauna verschluckte ihre Thränen vor den Leuten; ob sie aber nicht heimlich einige vergossen, wagte niemand sie zu fragen. Immer verstand sie es so einzurichten, eine der ersten zu sein, die im Dorfe Nachricht vom Heere erhielten, und wie man sich von den ersten Schlachten erzählte, mußte sie sich an das steinerne Kreuz lehnen, am Eingang des Dorfes, so schwindlig wurde es der starken Pauna. Nachts konnte sie gar keinen Schlaf mehr finden und mußte oft ihr Licht brennen lassen, um die Schreckbilder nicht zu sehen, die ihr Tannas von Wunden bedeckt sterbend oder tot zeigten. So saß sie einmal in dunkler Nacht auf ihrem Bettrande, noch angekleidet, und wußte nicht, daß draußen einer ums Haus schlich und jetzt zu ihrem Fensterchen hereinlugte. Sie wußte auch nicht, daß sie schön sei, mit den weitaufgerissenen Augen vor sich hinstarrend, die Hände auf den Knieen gefaltet. Da klopfte es ans Fenster, und mit einem verhaltenen Aufschrei sprang sie auf und drehte den Kopf, das Dunkel mit den Augen durchforschend. Da war es ihr, als sähe sie Tannas, und im nächsten Augenblick hörte sie sich leise rufen: Pauna, bitte, liebe Pauna, komm doch zu mir heraus! Fürchte Dich nicht, ich bin es, Tannas!“
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Stolz war die schöne Pauna, sehr stolz. Sie hatte nicht umsonst so große, dunkle Augen mit schwarzen Brauen, die eine scharfe Ecke bildeten, und eine Adlernase. Ihr Mund war eher groß, aber schön geschnitten, und wenn sie sprach oder lachte, sah man die beiden Zahnreihen leuchten. Ihre schwarzen Zöpfe lagen wie eine Krone über der Stirn, und die Leute nannten sie scherzweise Pui de Imparat (Kaiser’s Junges), wenn sie mit ihren breiten Schultern und großen Schritten dahinging und den Kopf hielt, als trüge sie etwas. Sie war aber doch nicht zu stolz, den Kopf zu drehen, wenn Tannas vorbeiging, und ihn anzuhören, wenn er bei der Hora mit ihr sprach. Wenn man sie aber mit ihm neckte, schoß ihr das Rot in die Wangen, und eine scharfe Antwort strafte den Übermütigen. Tannas war von den übrigen Burschen sehr beneidet, besonders als man die Verlobung für ganz sicher hielt. Da wurde das Land mit Krieg überzogen, und Tannas mußte fort, mit dem Heere zur Donau hinab. Pauna verschluckte ihre Thränen vor den Leuten; ob sie aber nicht heimlich einige vergossen, wagte niemand sie zu fragen. Immer verstand sie es so einzurichten, eine der ersten zu sein, die im Dorfe Nachricht vom Heere erhielten, und wie man sich von den ersten Schlachten erzählte, mußte sie sich an das steinerne Kreuz lehnen, am Eingang des Dorfes, so schwindlig wurde es der starken Pauna. Nachts konnte sie gar keinen Schlaf mehr finden und mußte oft ihr Licht brennen lassen, um die Schreckbilder nicht zu sehen, die ihr Tannas von Wunden bedeckt sterbend oder tot zeigten. So saß sie einmal in dunkler Nacht auf ihrem Bettrande, noch angekleidet, und wußte nicht, daß draußen einer ums Haus schlich und jetzt zu ihrem Fensterchen hereinlugte. Sie wußte auch nicht, daß sie schön sei, mit den weitaufgerissenen Augen vor sich hinstarrend, die Hände auf den Knieen gefaltet. Da klopfte es ans Fenster, und mit einem verhaltenen Aufschrei sprang sie auf und drehte den Kopf, das Dunkel mit den Augen durchforschend. Da war es ihr, als sähe sie Tannas, und im nächsten Augenblick hörte sie sich leise rufen: Pauna, bitte, liebe Pauna, komm doch zu mir heraus! Fürchte Dich nicht, ich bin es, Tannas!“

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